zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 55
glaubte, immer noch Zeit genug zu haben, so lernte er
auch das Lesen, Schreiben und Rechnen nur sehr mittel¬
mäßig. Der Va^er hätte eö freilich lieber gesehen, wenn sein
Sohn fleißiger gewesen wäre; aber zwingen wollte er ihn
nicht, und überdieß dachte er ebenfalls, daß sein Sohn in
seinem künftigen Stande nicht viel zu wissen brauche, und
daß eö ihm nicht fehlen könne, wenn er ihm daö Gut wohl
eingerichtet hinterließe. Aber beide irrten sehr; denn sie
dachten nicht daran, daß die Gewöhnung an unnütze Be¬
schäftigungen noch weit schlimmere Folgen habe, als die
bloße Versäumniß der Gelegenheiten, etwas Nützliches zu
erlernen.
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule ver¬
lassen musste, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft anfüh¬
ren, und trug ihm also bald diese, bald jene Geschaffte auf;
aber Moritz ging lieber seinen gewohnten Lustbarkeiten nach.
Anstatt auf dem Felde zu sein, und die Knechte zur Arbeit
anzutreiben, ritt er in die Stadt zu seinen Bekannten,
spielte, und ließ die Knechte arbeiten, so viel sie wollten.
Der Vater schalt ihn zwar deswegen hart, aber es
half nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruß über
r>ie Liederlichkeit seines Sohnes. 9hm war Moritz Herr des
Gu-tes, und konnte ganz nach seinem Willen handeln. Nach
dem Sprüchwort: jung gewohnt, alt gethan, blieb
er auch eben so leichtsinnig, wie er vorher war. Er lebte
immer in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft zu
bekümmern, und in ein Paar Jahren war daö Gut so ver¬
schuldet, daß eö öffentlich verkauft werden musste.
Ein benachbarter Edelmann kaufte es, und Christoph,
der bisher alö Verwalter auf demselben gestanden, und
durch Fleiß und Sparsamkeit sich Etwas erworben hatte,
nahm es in Pacht.
Das Geld von dem verkauften Gute reichte nicht ein
Mal zu, Moritzens Schulden zu bezahlen, und also hätte
er ein Landläufer werden müssen, wenn sich Christoph nichts
aus Dankbarkeit und Mitleiden, seiner angenommen und
ihm freie Wohnung und freien Tisch gegeben hätte.
Fleiß und Sparsamkeit bewahren vor vielem Bösen,
aber Müsstggang lehrt alle Laster.
29. Näscherei.
Friederike hatte die üble Gewohnheit Alles zu bena-