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rücken in die Ostsee. — Der südb.ehe Landrücken kommt von
den Karpathen her, geht durch die Lausitz, bildet am rechten
Elbufer den 700 Fuss hohen Yläming und endet im Nordwesten
von der Elbe mit der Lüneburger Haide. Er ist meist sandig.
— Zwischen beiden Höhenzügen ist die grosse Bodensenkung
des östlichen Niederdeutschlands. Sie wird durchströmt von der
Elbe, der Oder und deren Nebenflüssen. An den Gewässern lie¬
gen manche fruchtbare Landstriche, die erst durch Dämme und
Abzugsgräben in fetten Ac-ker verwandelt wurden, z. B. die korn¬
reiche Magdeburger Börde und die Lenzer Wische an der Elbe,
die Brüche an der Havel, Oder und Warthe. Andere Strecken
sind für den Ackerbau unbrauchbar und tragen nur spärliches
Kieferngestrüpp.
3. Die Marschen an der Nordseeküste.
Die Nordsee ist an den deutschen Küsten bis weit vom Strande
Hinaus sehr seicht. Eine lange Reihe von Sandbänken umgiebt die
Küste in meilenweiter Entfernung. Bis zu ihnen hin wird bei der
Ebbe der Boden ganz oder fast ganz trocken, so daß man von einer
Insel zur andern waten kann. Daher heißt dies Land „das Watt.-
Zur Fluthzeit steht das Wasser einige Fuß hoch über dem Watt. Der
erdige Niederschlag, den die Flüsse dem Meere zuführen, legt sich an
die Küste des Festlandes oder an die Rückseite der Eilande an und
bildet auf diese Weise den sogenannten Marschboden. So ist es von
den schleswigschen Küsten an bis zu den Westsriesischen. Auch die Küsten
der Niederlande schützt ein Wall von Sanddünen, hinter denen sich
Marschboden angesetzt hat. — Hat sich der Boden bis zur Höhe oer
gewöhnlichen Fluth erhoben, so bekleidet er sich mit verschiedenen
Pflanzen. Bald kann er als Weide benutzt werden. Hobe Springflu-
then jedoch überströmen ihn noch; darum wird er durch Deiche oder
Dämme geschützt. Unglaublich üppige Grasungen und, wenn diese mit
dem Pstuge umgerisien werden, Aecker von beinahe unerschöpflicher
Fruchtbarkeit belohnen die Mühe und die Kosten des Deichbaues. Nach
anhaltendem Negenwetter wird der Marschboden zu einem klebrigen
Schlamme, so daß zuweilen aller Berkehr in den Marschen aufhört.
Die Wohnungen der Leute sind wert und breit zerstreut. Sie
liegen aus künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 15 Fuß Höhe,
welche „Wurten" genannt werden. Wie Burgen ragen die Hügel-
wohnungen aus dem Grasmeere hervor. — Aus diese Wurten wird
Alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesengründe nicht
verträgt, namentlich der Gemüsegarten. Kohl und Rüben werden
überall an den Abhängen dieser Hügel gebaut. Im Sommer sind die
Wurten alle von dem ui der Blüthe stehenden Senfsamen gelb gefärbt.
Auch steht hie und da ein Baum auf dem Gipfel des Hügels neben
dem Hause. Sonst ist in der Marsch selbst nirgends ein Busch oder
Baum zu erblicken.
Du Häuser sind hier in ganz anderer Art gebaut als aus de;
Geest: n»ur einstöckig, lang, von Ziegeln, ohne vielen Holzaufwand;
über den niedrigen Thüren ist immer ein. kleiner, schmaler Bogen,
der schneeweiß angekalkt ist. Neben den Thüren findet man zwei eiserne