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verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor Gott habe
ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich unge-
recht verdammt. Ich frage alle die Getreuen, für welche
meine Vorfahren hier väterlich sorgten, ich frage alle Häup-
ter und Fürsten dieser Erde, ob der des Todes schuldig ist,
welcher seine und seiner Völker Rechte verteidigt. Und wenn
ich auch schuldig wäre, wie darf man die Unglücklichen grau-
sam strafen, welche in löblicher Treue mir anhingen?" —
Alle Anwesenden waren gerührt, nur Karl blieb ungerührt.
Konradin umarmte seine Todesgenossen, besonders Fried-
rich von Baden, zog dann sein Oberkleid aus und sagte,
Arme und Hände gen Himmel hebend: „Jesus Christus, Herr
aller Creaturen, König der Ehren! wenn dieser Kelch nicht
vor mir vorübergehen soll, so befehle ich meinen Geist in
deme Hände." Jetzt kniete er nieder, rief aber dann noch
emmal sich emporrichtend aus: „D Mutter, welches Leiden
bereite ich dir!"_ Nach diesen Worten empfing er den Todes-
streich. Als Friedrich das Haupt seines Freundes fallen sah,
schrie er in unermeßlichem Schmerze so gewaltsam auf, daß
alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel. Karls
Blutdurst war noch nicht gesättigt; über tausend sollen nach
und nach ihr Leben verloren haben.
So unglücklich endete das herrliche Geschlecht der Hohen¬
staufen: denn auch die noch übrigen Sprößlinge verfolgte das
Unglück und sie starben im Kerker. Ein hartes Geschick traf
auch Margarethe, die Tochter Friedrichs II., die an Albrecht
den Entarteten, Markgrafen von Meißen, vermählt war. Sie
wurde auf's unwürdigste behandelt, und ihr Gemahl wollte
sie sogar ermorden lassen. Da entschloß sich die unglückliche
Fürstin zur Flucht. Als sie von ihren Söhnen, damals noch
zarten Knaben, Abschied nahm, ergriff sie ein so heftiger
schmerz, daß sie einem derselben, Friedrich, in die Wange
biß, wovon er den Beinamen der Gebissene oder mit der
gebissenen Wange führte. Dann ließ sich die Kaiserstochter an
Sellen von der Wartburg herab und irrte hülflos umher, bis
fie zuletzt nach Frankfurt kam, wo sie ihrem Gram in kurzer
Zeit erlag (1270). 3