freien und nach Salerno in Sicherheit zu bringen. Hier starb Gregor mit den
Worten: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Böse gehaßt, darum sterbe
ich in der Verbannung."
9. Heinrichs Ende. Nach so vielen Unruhen mußte es Heinrich IV. noch
erleben, daß sich sein eigener Sohn Heinrich, von den Feinden des Vaters aus
gehetzt, gegen ihn empörte und ihn sogar hinterlistigerweise gefangen nahm. Zwar
gelang es dem Vater zu entfliehen; aber bald darauf starb er, gebrochen an Leib
und Seele, zu Lüttich. (1106.) Selbst im Tode noch lastete der Bann aus ihm;
seine Leiche wurde ztveimal begraben und zweimal wieder ans dem Grabe gerissen.
Ein Mönch aus Jerusalem bewachte sie und betete für Heinrichs Seele. Im
Jahre 1111 endlich wurde die Leiche vom Banne befreit unb in Speier feierlich
beigesetzt. Sein ungeratener Sohn Heinrich V. folgte ihm in der Regierung.
Mit ihm erlosch das fränkische Kaiserhaus. (1125.)
VI. Die Äreimiige und das Rittertum.
21. Der erste Kreuzzug. 1096—1099.
1. Wallfahrten. Schon seit dem 4. Jahrhundert war die Sitte herrschend
geworden, Wallfahrten nach dem heiligen Lande zu unternehmen, um am Grabe
des Erlösers zu beten und im Jordan zlt baderi. Der Priester kleidete beit Pilger
in ein langes Pilgergewand und versah ihn mit Kreuz, Pilgertasche und Pilger
stab. In allen christlichen Ländern konnten die Pilger auf gastfreie Aufnahme
rechnen, und solange die Araber im Besitze des heiligen Landes waren, durften
sie ungehindert gehen und kommen. Als aber im 11. Jahrhundert die Türken
Herren des Landes wurden, hatten die Pilger viele Drangsale auszustehen; sie
wurden beraubt, mißhandelt und zuweilen sogar getötet.
2. Pctcr von Amiens. Immer lebhafter wurde daher der Wlmsch der
Christen, das Grab des Erlösers von den Türken zu befreien. Aber erst unter
Papst Urban II. kam der erste Kreuzzug zu stände. (1096.) Nach der Sage hat der
Einsiedler Peter von Amiens (amjäng) die weiten Schichten des Volkes für den
Kreuzzrlg begeistert. Im Jahre 1093 machte er nämlich eine Wallfahrt nach
Jerusalem. Als er einst am heiligen Grabe betete, vermeinte er die Stimme des
Erlösers zu vernehmen: „Auf, Peter, eile in deine Heimat und verkünde die Leiden
meines Volks, auf daß ihm geholfen und die Stadt von den Ungläubigen befreit
werde!" Sofort machte er sich auf und eilte zum Papste nach Rom. Dieser beauf¬
tragte ihn, Italien und Frankreich zu durchziehen und das Volk für die Befreiung
Jerusalems zu begeistern. Mit heiligem Eifer führte er diesen Auftrag aus. Barfuß
und ohne Kopfbedeckung saß er ans einem Esel. In der Hand hielt er ein Kruzifix.
Sein Gesicht war bleich und abgezehrt, und das lange Pilgerhemd wurde von einem
Stricke zusammengehalten. Überall erzählte er sein himmlisches Gesicht, betete,
klagte, weinte und gewann so aller Herzen für einen Zug in das heilige Land.
3. Kirchenversannnlung in Clcrmont. 1095 berief der Papst eine
Kirchenversammlnng nach Clermont. Hier auf freiem Felde schilderte er, wie
der Tempel in eine Moschee verwandelt, die Bilder des Heilandes an Nase und
Ohr, an Arm und Bein verstümmelt und die Christen gemartert und geschändet
worden seien. Wer an dem Kampfe gegen die Ungläubigen teilnehme, dem wurde
Vergebung der Sünden und ewiger Lohn im Himmel zugesichert. „Gott will es,
Gott will es!" erscholl es aus dem Munde aller, und Tausende waren bereit,