272 König Friedrich August II.
Entwickelung. Die Städte wuchsen an Häuser- und Einwohnerzahl
und durch den billigern Transport der Kohlen zum Betriebe von
Maschinen, sowie durch den nun leichteren Versandt der Waren ent-
standen allenthalben neue Fabriken und der Wohlstand der Bewohner
hob sich. Auch auf dem Elbstrome gewann der Handel und Verkehr
durch die auf ihm jetzt verkehrenden Dampfschiffe einen bedeuten-
den Aufschwung.
Die erste elektrische Telegraphenverbindung Sachsens wurde 1850
zwischen Dresden und Leipzig eingerichtet und derselben folgten dann
die übrigen mit den gebauten Eisenbahnen in Verbindung stehenden
Telegraphenlinien, so daß zugleich zur Leitung des Telegraphenwesens
in Dresden eine königliche Direktion der Staatstelegraphen ins Le-
ben trat.
Unter der Regierung Friedrich August's II. erfolgte auch
eine Gebietserweiterung Sachsens, indem 1845 die Stadt Schir-
giswalde nebst den Orten Neuschirgiswalde und Petersbach, und 1848
die Ortschaften Nieder- und Neuleutersdorf, Josephsdorf und Neu-
walde nebst einigen Teilen von Ullersdorf und Weigsdorf, sämtlich
bis dahin zu Böhmen gehörig, von Österreich an Sachsen abgetreten
und dabei zugleich langjährige Irrungen der Grenzbewohner beseitigt
wurden.
Wenn es die Regierungsgeschäfte erlaubten, eilte der König
hinaus, um sich an der Schöpfung Gottes zu erfreuen und seine
Kenntnisse von Land und Leuten zu erweitern. Nachdem er 1837
wegen plötzlicher Erkrankung eine Reise nach Illirien in Laibach Plötz-
lich hatte unterbrechen müssen, zog es ihn nach dem am 3. Januar
1838 erfolgten Tode seines Vaters, des Prinzen Maximilian, in
demselben Jahre wieder in die Ferne, und diesmal waren Jstrien,
Dalmatien und selbst das schwer zugängliche Montenegro die Gebiete,
auf denen er selbst beschwerliche Steige nicht scheute, um in den
Besitz von seltenen Pflanzen zu gelangen. Umfaßt doch das Ver-
zeichnis der auf dieser Reise meist von ihm mit eigener Hand ge¬
sammelten Arten 62 Druckseiten. Sechs Jahre später besuchte er
England und die schottischen Hochlande, wo ihm sowohl der königliche
Hos als auch das Volk mit der größten Auszeichnung entgegen kam.
Als infolge der ganz unzureichenden Ernte des Jahres 1846
bange Sorgen die Bewohner uusers Vaterlandes drückten und selbst
bittre Not in zahlreichen Familien herrschte, da wurden von der Re-
gierung unter Mitwirkung mehrerer Privatvereine Mittel ergriffen,
um diesen durch überaus hohe Getreidepreise erzeugten Notstand mög-
lichst zu mildern. Nachdem aber das Miß- und Notjahr durch die