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belebend ein. Man must deshalb bei der Wahl einer Wohnung
stets derjenigen den Vorzug geben, die ihre Lage gegen Süden
oder Osten hat. Sonnenlose Wohnungen wirken ebenso wie an¬
haltende Nebel niederdrückend auf unser Gemüt, vermindern die
Lust zu körperlicher wie geistiger Tätigkeit und führen leicht zu
Blutarmut. Blässe und mannigfachen Ernährungsstörungen; in
Wohnungen, deren Front nach Norden oder Nordosten liegt, lebt
es sich darum unbehaglich, die Wände werden nie recht trocken,
die Luft ist in ihnen gewöhnlich dumpf und feucht. Bei der künst¬
lichen Beleuchtung wird der Stubenluft viel Sauerstoff entzogen,
und (zumal bei unvollkommener Verbrennung) eine nicht un¬
bedeutende Menge von schädlichen Gasen beigemischt; darum must
die Luft in stark und lange Zeit erleuchteten Räumen stets gehörig
erneuert werden.
Die Temperatur der bewohnten Räume soll stets eine mitt¬
lere sein; denn zu hohe Zimmerwärme ist der Gesundheit nach¬
teilig. Dadurch wird unsre Haut verweichlicht, verlangt immer
höhere Wärme und gewährt keinen Schuh bei Temperatur¬
veränderungen. gegen erkältenden Zug u. dgl. m. Am zuträg¬
lichsten ist eine Zimmerwärme von 16 bis 18(40 C. Bei der künst¬
lichen Erwärmung der Zimmerluft darf natürlich die Luft in
ihrer Reinheit und in ihrem notwendigen Feuchtigkeitsgrade
nicht beeinträchtigt werden. Es müssen daher die Verbrennungs¬
produkte möglichst schnell durch Zugluft entfernt und die Brenn¬
materialien durch Zutritt der gehörigen Menge von Sauerstoff
möglichst vollständig verbrannt werden.
Ein Haupterfordernis einer gesunden Wohnung ist auch noch
die Trockenheit; der längere Aufenthalt in feuchten, zumal kalten
Lokalitäten (mit nassen Wänden, frisch gescheuertem Fustboden.
trocknender Wäsche) wirkt stets nachteilig auf uns ein. Niemals
sollte man eine Wohnung beziehen, die, wenn sie einige Stunden
geschlossen war beim Öffnen mehr Feuchtigkeit als die äustere
Luft besitzt, oder in der Gegenstände Stockflecke bekommen und
anschimmeln. Je mehr die Luft der Wohnrüume von Wasser¬
dampf gesättigt ist. desto weniger ist sie zur weitern Aufnahme
von Feuchtigkeit geneigt, nimmt also das aus unserm Körper ver¬
dunstete Wasser nicht mehr gern auf. Eine Störung dieser Ver¬
dunstungsprozesse ruft aber verschiedene Nachteile hervor. Haupt¬
sächlich wird hierdurch die für das Blutleben äusterst wichtige
Hauttätigkeit herabgesetzt und überhaupt eine mangelhafte Blut¬
reinigung herbeigeführt. Durch den dauernden Aufenthalt in
feuchten Wohnräumen werden Rheumatismen. Katarrhe und
Nierenleiden erzeugt. Eine feuchtwarme Luft wird dem Blute
noch dadurch schädlich, dast sie der Lunge wenig Sauerstoff zuführt;
eine feuchtkalte Luft dagegen ist insofern nachteiliger als die
feuchtwarme, weil sie unserm Körper viel Wärme entzieht. Über-
mästige Trockenheit der Zimmerluft. wie sie namentlich bei der
Luftheizung vorkommt, wirkt natürlich ebenfalls schädlich, und es