Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Abteilung 2, [Schülerband])

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8. Italien. 
Hauptstadt, in der Ferne ringsum von blauen Gebirgen umgeben. Der Spanier 
nennt sein Vaterland das Angesicht Europas. Er hat es so lieb, daß er 
es äͤußerst ungern verläßt. Er ist stolz, ernst und feierlich, gastfrei und so 
nüchtern und mäßig, daß das Wort Trunkenbold als der aͤrgste Schimpf— 
name gilt. — Chemals war das schöne Land viel reicher als seht. 
2. Auch Portugal ist sehr heruntergekommen. Seine Hauptstadt ist 
Lissabon. Sie ist äne der am schönsten gelegenen Slädte Europas. Der 
Portugiese, der freilich sonst gern prahlt, sagt doch hier ohne Übertreibung 
im Sprichwort: „Wer Lissabon nicht gefehen hat, hat nichts gesehen.“ Das 
Innere der Stadt aber ist nicht erfreulich; die Straßen find eng, krumm, 
schmutzig und voll herrenloser Hunde. Äm 1. November 1755 wurde die 
Stadt durch ein furchtbares Erdbeben zerstört, durch welches taufende von 
Bewohnern ihren Tod fanden. 
Unter den Bewohnern beider Länder leben viele Zigeuner, deren 
liebste Lͤnder die spanische Halbinsel und Ungarn sind. Seydlitz. 
8. Italien. 
bersteigt man von Deutschland aus die Alpen, so kommt 
man n. „Italien, und zwar zunächst in das Tiefland, welches vom 
Po und einer großen Anzahl kleiner Nebenflüsse, die meist von den 
Alpen kommen, bewässert wird. Pomeranzen- und Cilronenhaine 
giebt's hier noch nicht, doch schon Olbäume, und besonders gedeiht der 
Maulbeerbaum, weshalb die Seidenzucht von vielen Einwohneru als 
Erwerbszweig getrieben wird. Edle Kaͤstanien, Feigen, Mandeln und 
Melonen sind im Überfluß vorhanden. In den ungesunden Sumpf— 
gegenden wird viel Reis gebaut, außerdem Weizen und Mais. Wiefen 
und Felder sind durch Ulmen und Maulbeerbäume umsäumt, an welchen 
Weinreben emporranken. — Unter den Städten zeichnen sich Mailand 
und Venedig aus. Letzteres ist auf lauter Inselchen am adriatischen 
Meere erbaut; Brücken und Stege verbinden die einzelnen Staditeile 
mit einander. Wagengerassel hört man nicht. Dagegen sind die 
Wasser Lagunen) mit Gondeln bedeckt. Einst war Venedig die Be— 
herrscherin des Meeres und hat manchen harten Kampf mit den Türken 
auszufechten gehabt. 
2. Vom lombardischen Tieflande an ziehen sich die Apenninen 
die ganze Halbinsel entlang gen Süden und tauchen auf der Insel 
Sicilien wieder auf. Der nördliche Teil dieses Gebirges schließt sich 
an die Alpen und umgiebt mit seinen nackten Bergen den Busen von 
Genua. Der schmale Küstensaum, an welchem die Stadt liegt, ist 
vor Nordwinden geschützt und den anprallenden Sonnenstrahlen aus— 
gesetzt. Daher ist er so warm, daß Lorbeerbäume und Pomeranzen 
dort gedeihen. Südöstlich von Genua liegt in schöner Umgebung 
Florenz, eine der prächtigsten Städte Italens. 
3. In dürrer Ebene an der Tiber liegt Rom. Sie war die 
Hauptstadt des ehemaligen großen Römerreiches. Von Rom aus 
hatte dies Reich in immer größere Fernen hin sich erweitert. Ein Voll 
nach dem andern war von ihm bezwungen und unter seine Herrschaft
	        
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