bei der Eroberung von Magdeburg 1631. 93 
gehen.^ Thodänus wendete sich an den Feldpater sei¬ 
nes Retters und bat ihn in lateinischer Sprache um 
sein Fürwort; aber dieser, ein junger, unwissender 
Mensch, verstand wenig vom Latein und rüachte sich, 
nach einem bloßen dicam, statt aller Antwort davon. 
Zum Nachtlager ließ der Koch die Geretteten in seine 
Hütte kriegen,; damit mussten sie zufrieden sein. Er 
selbst legte sich vor sie, nahm seinen Mantel um und 
den bloßen Degen in den Arm; die übrigen Diener des 
Hauptmanns lagerten sich um sie her und beschirm¬ 
ten sie so mit vieler Sorgfalt und Treue. Am folgen¬ 
den Morgen schickte der Ofsicier einige seiner Leute 
nebst Thodänus Magd in die Stadt, um das verspro¬ 
chene Lösegeld zu holen; sie kamen unter dem Vor¬ 
wände, dass der Keller noch voll Feuer läge, unver¬ 
richteter Sache zurück. Den folgenden Abend krochen die 
Geretteten bei kaltem Regenwetter sehr zeitig in ihre 
Hütte. Gegen die Nacht kam ein Spanier und riss 
Thodänus Magd mit Gewalt heraus. Als sie aber vor 
dsa Zelt des Obersten kam, sing sie, vorher unterrichtet, 
mit aller Gewalt an zu schreien, worauf der Oberste 
heraus trat, und jener sie loslassen musste, nachdem 
er ihr eine tüchtige Maulschelle gegeben hatte. Der 
Oberste ließ darauf die Geretteten noch spät zur Tafel 
fordern und fragte Thodänus Frau nach dem gehabten 
Schrecken sogleich, wie es ginge. Sie antwortete: 
„O, Herr Oberster, es geht, dass cs Gott im Himmel 
erbarmen möchte!" und er sprach ihr Trost ein. Bei 
Tische wurde, zu Thodänus großem Befremden, weder 
diesmal noch überhaupt gebetet, selbst von dem Feld¬ 
pater nicht, dessen Amt es doch gewesen wäre. 
Als die Geretteten von neuem in ihre Hütte gekro¬ 
chen waren, wurde Thodänus von starkem Fieberfroste 
und großer Hitze befallen, so dass seine Gattinn und 
der Doctor Olvenstädt sehr für sein Leben besorgt wa¬ 
ren; er erholte sich aber am folgenden Tage wieder 
etwas. Der Oberste hatte das Ansehen, Thodänus 
Tod nicht ungern zu sehen und seine Frau, der er sehr 
gewogen war, bei sich behalten zu wollen, die ihm 
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