fullscreen: Neuere Geschichte (Theil 3)

XVIII. Sophie Charlotte, Gemahlin Friedrichs I. von Preußen. ^63 
ken in Jakob, bildeten sich auf verschiedene Weise aus; durch die 
Verbindung mit dem pfälzischen Hause verstärkten sich die mitgebrach¬ 
ten Erbtheile, und der weitere Uebergang aus vem pfälzischen in das 
hannoversche Haus, und von da in das brandenburgische, erhob und 
veredelte sie. In jeder neuen Zumischung deutschen Blutes gewann 
sichtbar jene-s schottische an Kraft und Maß. 
Sophie Charlotte war das vierte Kind aus dieser Ehe zwischen 
drei älteren und drei jüngeren Brüdern. Als einzige Tochter genoß 
sie der vorzüglichsten Sorgfalt ihrer Mutter, sie empfing guten Un¬ 
terricht im Lateinischen, sie sprach bald Französisch, Italienisch und 
Englisch mit gleicher Leichtigkeit, wie ihre Muttersprache; die Erler¬ 
nung und Uebung der Musik wurde nicht verabsäumt; zu den ern¬ 
stem Wissenschaften bezeigte sie großen Eifer, und liebte überall den 
Grund und Zusammeuhang der Dinge zu erfahren, oder durch Nach¬ 
denken herauszubringen. Ihre Hofmeisterin Frau von Harling war 
durch Charakter und Bildung ausgezeichnet, und blieb lebenslänglich 
mit Mutter und Tochter durch Vertrauen und Zuneigung verbunden. 
Im Jahre 1679 trat das wichtige Ereigniß ein, daß Ernst 
August, für den früher keine Aussicht gewesen, jemals mehr zu wer¬ 
den als Fürstbischof von Osnabrück, durch den Tod seiner ältern 
Brüder Herzog von Hannover wurde. Von dieser Zeit nahm sein 
Haus einen stets höheren Schwung; sein Hof erhielt ein reicheres 
und mächtigeres Ansehen. Seine Gemahlin, die nunmehrige Her¬ 
zogin Sophie, trug durch ihren kräftigen LebenSsinn und maßhal¬ 
tenden Verstand hierzu wesentlich bei. Ernst August und Sophie 
hatten das Glück, daß mit dieser Erbfolge auch Leibnitz ihnen ange- 
hörig ward. Der große Gelehrte, Philosoph und Weltmann, war 
für Hannover von unschätzbarem Werthe; seine Dienste, sein Eifer 
und selbst sein Ruhm wirkten thätig zur Erhebung dieses HauseS mit, 
für alle Mitglieder desselben wurde seine treue Freundschaft wie sein 
edler Geist wohlthätig und fruchtbar, sein Dastehen inmitten dieses 
Fürstengeschlechtes gehört unter die schönsten Erscheinungen der Ge¬ 
schichte. Der Herzogin Sophie, fähig einen solchen Genius zu wür¬ 
digen, wurde seine treueste Beschützerin und Freundin, sie besprach 
mit ihm die höchsten Geistesfragen, und vertraute seiner Klugheit 
die wichtigsten Familienanliegen. Auch Sophie Charlottens frühe 
Jugend entfaltete sich unter diesem wohlthuenden Einflüsse, und schon 
in dem kindlichen Gemüthe keimten die Gefühle der Verehrung und
	        
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