Full text: Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen

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wir hervorheben: wer später einmal im Leben bestehen will, muß 
schon in der Jugend seine Aräfte stählen, was dem zukünftigen 
Geschlechte aber am meisten nottut, das ist eine bessere allgemeine, 
kaufmännische und technische Bildung, wie ste den Lehrlingen in der 
Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschule und in der Werkstatt eines 
tüchtigen Meisters zuteil wird. Man muß daher die Zeit der 
Ausbildung in der rechten weise benutzen; denn eine tüchtige, um¬ 
sichtige Persönlichkeit findet überall Raum, fich zu betätigen und fich 
Geltung zu verschaffen; sie ist nicht so haltlos verloren wie diejenige, 
die 5chule und Werkstatt mit ungenügender Ausbildung verläßt. 
Nach Bücher. 
80. Bildet Genossenschaften! 
Der Kunstfertigkeit der menschlichen Hand verdankt das Hand¬ 
werk seine Blütezeit. 
Aber was vermag heutzutage die geschickte Hand gegen die 
Maschine, die, mit äußerster Genauigkeit und Sicherheit arbeitend, 
weit besser sägt, bohrt, locht und schneidet, als das je einem Menschen 
möglich ist! Was bleibt da dem armen Handwerker noch zu tun 
übrig? 
O, noch sehr viel! Der Uhrmacher Lenz, den uns Berthold 
Auerbach in seiner Schwarzwaldgeschichte „Edelweiß" schildert, ver¬ 
zagte auch nicht, als er erfuhr, daß in seinem Orte eine große Uhren¬ 
fabrik errichtet werden sollte. Wie in Amerika würde man jetzt Uhren 
machen, hieß es, an denen man keinen Feilenstoß sehe, alles schaffe 
man durch Pressen nüt Maschinen. Der ruhige Lenz aber suchte jetzt 
ins Werk zu setzen, was er lange schon geplant. Seine Ansicht war: 
Die Arbeitsteilung allein kann helfen. Die Achsen, Räder und 
Triebe, die Gesperrfedern und Schrauben lassen sich fabrikmäßig 
billiger und genauer Herstellen. Die Zusammensetzung bleibt dann 
immer noch den Meistern; dazu gehören allein Menschenverstand 
und Bedacht. Die Teile aber sollen alle Uhrmacher der Gegend 
in der Fabrik Herstellen lassen. Weil sich aber eine Maschine nicht 
nach dem Gutdünken jedes einzelnen einrichten läßt, so ist es not¬ 
wendig , daß man sich aus fünf Größen einigt, in denen die Uhren 
fortan herzustellen sind. Ist aber erst in dieser Hinsicht eine Einigung 
erzielt, so wird sehr leicht eine gemeinschaftliche Fabrik eingerichtet 
werden können. Die einzelnen Meister werden noch an der fabrik¬ 
mäßigen Herstellung der Uhrteile einen Gewinn statt des Schadens 
haben. Lenz wollte also eine Genossenschaft von Uhrmachern gründen, 
um die Vorteile des Maschinenbetriebes für sein Handwerk auszu¬ 
nutzen, ohne daß der bisherige Meister seine Selbständigkeit aufzu¬ 
geben brauchte. 
Aber trotz aller Bemühungen kam die erhoffte Einigung nicht 
zustande, wie auch heutigestags eine Einigung unter den Handwerkern
	        
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