Full text: Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule

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D. Rechnen. 
Entstehung und Geschäftsfreunden, so daß er in Zukunft für niedrigere Preise gutes 
^KapitcNes^b Rohmaterial in erwünschter Menge beziehen kann. Natürlich liefert 
er dann auch gute Ware, zieht also Käufer an sich. Viel schwie¬ 
riger wird es dem mittellosen Bäcker, sich vorwärts zu bringen, 
weil ihm alle die genannten Vorbedingungen fehlen. Der mit Ka¬ 
pital arbeitende Bäcker erzielt bei verminderter Anstrengung gleiche 
oder bei gleicher Anstrengung größere Ergebnisse als der ärmere. 
Im allgemeinen kann man sagen, daß das Kapital die eigentlich 
treibende Kraft im Wirtschaftsleben ist. 
Bedingung der c. Ansammlungen von Gütervorräten setzen eine gewisse geistige 
Ansammlung. voraus, vor allem Ordnungssinn, Voraussicht, Selbstbeherr¬ 
schung. Der überlegende Schüler unter euch wird sich bei Zeiten 
sagen: „Wenn du dereinst ehrlich durch die Welt kommen willst, 
mußt du sparen". Er wird bei dieser Voraussicht sich eines ordent¬ 
lichen Lebenswandels befleißigen, wird öfters Selbstbeherrschung an 
sich üben müssen, sich u. a. scheuen, kostspielige Gewohnheiten 
(putzen, trinken, rauchen, spielen) einreißen zu lassen. Vom Segen 
des Sparens sprach ich beim 7. Gebote, vom Sparsinne beim 
l. Artikel. Barbarischen Völkern fehlt der für Kapitalerzeugnng 
notwendige Sparsinn. Sie besitzen darum wenig Kapital. So 
brachte z. B. den Engländern ihr Sieg über die Zulus 1879 sehr 
geringen Gewinn. Ihr König sandte ihnen als Entschädigung für 
den Krieg — einen prächtigen Elefantenzahn. Der Zulu besitzt 
eben weiter nichts als Viehherden, und diese waren ihm 1879 durch 
den Krieg verloren gegangen. Mit zunehmender Bildung steigt der 
Kapitalisierungstrieb, weil man da mehr an die Zukunft denkt. Das 
läßt sich bei uns auch sehr deutlich an verschiedenen Ständen beob¬ 
achten. In guten Zeiten denken nicht alle ans Sparen. Bei 
Rechtsunsicherheit (schwacher Regierung) verarmt allmählich ein 
reiches, blühendes Land (Türkei). Darum haben alle bedeutenden 
Regenten eine tüchtige Rechtspflege sehr hoch gehalten (Karolina, 
Gerichtsordnung von Karl V., das allgemeine Landrecht von Friedrich 
dem Großen). Bei politisch ruhigen Zeiten ist dem Bürger ja auch 
Gelegenheit geboten, durch Ansammlung von Kapitalien sein und 
der Seinigen Los zu verbessern. Der Wohlhabende ist imstande, 
seine Kinder besser ausbilden lassen zu können. Er sorgt dadurch 
mehr und sicherer für sie, als durch bloße Hinterlassung von Kapi¬ 
talien. — Bei Staatsbankerotten (Österreich 1809, die Türkei, auch 
Ägypten), Krieg und Aufruhr erlischt sofort die Sparlust.
	        
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