Aegypten. 7
vier Weltgegenden genau zugekehrt sind. Jede dieser
Seiten bildet ein Dreieck, und alle laufen oben in ei¬
ner geradezugehenden Spitze zusammen. Man erstaunt
über die Arbeit, welche diese Pyramiden und Obelisken
gekostet haben mögen, und man kann von ihnen den Schluß
machen, daß die Aegypter viele Kenntnisse in der Mechanik
gehabt haben und im Besitze vieler und großer Ma¬
schinen und anderer Werkzeuge gewesen seyn müssen.
Die Aegyter wußten schon, daß eine Zeit von 365
Tagen und ungefähr 6 Stunden verfließt, ehe die Son¬
ne wieder genau bei eben den Sternen gesehen werden
kann, bei welchen sie von Sachverständigen an irgend
einem Tage gesehen wird; d. h. sie hatten ein Jahr
und eine Einteilung desselben in zwölf Sonnenmonate,
wie wir es haben. Es gehören hierzu sehr viele Be¬
obachtungen über die Sterne, sehr viele andere Kennt¬
nisse und sehr künstliche Rechnungen. Viele andere
Völker des Alterthums besaßen diese nicht, und richte¬
ten sich daher bei Bestimmung der Länge eines Jahres
und eines Monates nicht nach der Sonne, sondern
nach dem Monde. Dieser erscheint alle 28 Tage wie¬
der bei den Sternen, bei denen er vor 28 Tagen er¬
schienen ist. Diese Zeit wird dann ebenfalls ein
Monat genannt, ist also nur achtundzwanzig Tage
lang; das Jahr, aus zwölf solcher Monate bestehend,
hat also nur 336 Tage, und heißt ein Mondenjahr.
Die Aegypter hatten, ehe ihnen von den Persern
eine andere aufgedrungen wurde, zweierlei Religionen,
nemlich die Religion des Volkes und die Religion der
Priester. Die des Volkes war der sogenannte F e-
lischdienst oder Fetischismus. Die Anhänger des¬
selben wählen sich irgend einen Gegenstand, an welchen
sie das Gebet richten, das sie gen Himmel senden, und
halten diesen Gegenstand für unverletzlich oder heilig.
Er wird der Fetisch genannt. Jeder Ort kann aber
auch einen gemeinschaftlichen Fetisch haben; jede Pro-