Allgemeine Geschichte Europa's. 91
gefeierten Anführer der empörten Landleute, die zugleich
von unvereidcten Priestern erhitzt und geleitet wurden. Der
Krieg in der Vendee hatte auf beiden Seiten gewiß einer
halben Million Franzosen das Leben gekostet, als der Con¬
vent, nachdem das gemäßigte System in demselben gesiegt
hatte, den Insurgenten (2 Dcc. 1794) Amnestie versprach,
und CH a rette (17 Febr. 179-5) dieselbe unter der Bedin¬
gung des ungestörten Gottesdienstes und der Befreiung von
Abgaben und Kriegsdiensten- annahm, worauf sich in der
Folge auch Stosflet unterwarf. Beide aber erneuerten
den Kampf, nachdem der Dauphin (Ludwig 17), Lud¬
wigs 16 Sohn, (8 Jun. 1795) im zehnten Lebensjahre im
Tempel gestorben war, und die Emigranten den Grafen
von Provence, der sich zu Verona aufhielt, unter dem
Namen Ludwig 18 als König anerkannten. Die nach
England gcstüchteten Emigranten, gegen 8000 (ohne Wei¬
ber und Kinder zu rechnen), ließ der brittische Minister Pitt
durch den Contreadmiral Warren nach der französischen
Küste bringen, und unterhalb der Halbinsel Quiberon
(28 Jun. 1795) ans Land setzen. Sie führten hinreichende
Lebensmittel, tausend Diplome für künftige Ludwigsritter,
und zehn Millionen falsche Assignaten bei sich, um durch
die Ausbreitung derselben die Finanzen Frankreichs zu
Grunde zu richten. An ihrer Spitze stand der Graf P u y-
saye,*der sich des Forts Penthievre bemächtigte. Allein
der General Ho che stürmte dieses Fort und besetzte (21
Jul.) die ganze Halbinsel, wobei er über 6000 Emigranten
zu Gefangenen machte. Viele hatten bei diesem Kampfe
ihren Tod gesunden; 900, unter ihnen Puysaye, flüchteten
auf englische Schiffe. Demungeachtet versuchte es, im Ein¬
verständnisse mit Charette, im Sept. 1795 der Graf
von Artois, unterstützt von einer englischen Escadre,
die Insel Noirmvutier wegzunehmen, und dadurch mit den
Vendeern in Verbindung zu kommen; der Plan ward aber
durch Charette's Besiegung von dem Generale Ho che
vereitelt, welcher die Eingebohrnen von der Küste'abge¬
schnitten hatte, so daß der Graf Artois im Dee. 1795 von
der Insel Jsle d'Peu, wo er gelandet war, mit den