fullscreen: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

32 Die Entstehung der russischen Großmacht. § 20. 
zum Verkehr untereinander. Eine staatliche Organisation besaßen sie nicht; 
ihr Nationalgefühl war außer etwa an den Grenzen gegenüber Finnen 
und türkischen Nomadenvölkern nur wenig entwickelt. 
Die Nor- Früh fanden die Normannen (Waräger) vom Finnischen Meerbusen 
mannen. ^ den Weg zu ihnen. Im Jahre 862 gründete Rnrik in Nowgorod 
am Jlmensee das Russische Reich; zwei seiner Mannen errichteten ein 
Fürstentum in Kiew. Bald darauf liefen die Normannen mit ihren 
Schiffen zum erstenmal im Bosporus ein und legten sich vor Konstan¬ 
tinopel, wurden aber damals und später wiederholt zurückgeschlagen. 
Da ihnen die griechischen Kaiser Handelsvorteile gewährten, entwickelte 
Christentum, sich eilt lebhafter Verkehr. Von hier kam das Christentum zu den Russen; 
Fürst Wladimir der Heilige befahl, daß das Volk in Rußland getauft 
werde (um das Jahr 1000). So wurde Byzauz für die Russen, was 
Rom sür die Germanen geworden war, der Ausgangspunkt und die 
Heimat ihrer Gesittung. Damit hing es zusammen, daß sie sich vom 
Abendlande abwendeten. 
Im 11. Jahrhundert herrschte in Rußland der Zustand der Zer- 
splitterung in viele, einander befehdende Fürstentümer. 
Die Mon- In der Mitte des 13. Jahrhunderts trat ein neues, für die Ge- 
goien. russischen Volkes bedeutsames Ereignis ein: es wurde vou 
den Mongolen unterworfen. Die Zeit der Fremdherrschaft, die 
die „Goldene Horde von Kiptschak" ausübte, dauerte fast 250 Jahre 
(1238—1480). 
Am Anfange des 15. Jahrhunderts führte Timur neue Mongolen- 
stämme aus Zentralasien nach Westen, und wie sein Vordringen den 
Siegeslauf der Türken auf der Balkanhalbinsel hemmte, so erschütterte 
es auch die Herrschaft der Goldenen Horde an der Wolga. Die Groß- 
fürsten von Moskau gewannen seitdem eine unabhängigere Stellung. 
Iwan in. Iwan III. (1462—1505) vernichtete endlich das Heer des letzten Khans 
und wurde der Befreier der Russen. Als inzwischen Konstantinopel 
in türkische Hände gefallen war, nahm Iwan bei seiner Vermählung mit 
einer Verwandten des letzten griechischen Kaisers (aus dem Hanse der 
Paläologen) deren Wappen, den zweiköpfigen Adler, an und nannte sich 
„Großfürst und Selbstherrscher von ganz Rußland". 
Da die Russen durch den Fall von Konstantinopel die Heimat ihrer 
geistigen Kultur verloren hatten, regte sich jetzt nach ihrer Befreiung von 
der Mongolenherrschaft in ihnen der Wunsch, mit den Ländern christ- 
Iwan iv. licher Kultur im Abendlande in Verbindung zu treten. Iwan IV. 
„ber Schreckliche" (1533—1584) gewährte deshalb den Engländern, die 
den Seeweg über Archangelsk entbecft hatten, Hanbelsvorteile unb zog 
Künstler, Gelehrte unb Kaufleute aus Westeuropa, namentlich ans Dentsch- 
lanb, in sein Lanb. Sein Versuch, Livlanb dem Schwertorben zu eut- 
reißen, scheiterte au bem Wiberstaube der Polen und Schweden; andrerseits 
gelang ihm die Eroberung der Reiche Kasan nnb Astrachan; bamals 
begann auch ber Kosakenhäuptling Jermak bie Eroberung Sibiriens.
	        
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