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sager in ein großes, weites Glas, in das eine kleine Leiter gestellt nnd
täglich reines Flußwasser gegossen wird. Bei schönem Wetter sitzt er
oben; wenn es aber stürmen und regnen will, so steigt er ins Wasser
und badet sich und schreit. Im Glase muß man ihm lebendige Stuben¬
fliegen geben, tote frißt er nicht, sondern hungert lieber. Das bringt
er auch vortrefflich fertig, denn im Winter, wenn seine Sippschaft
im Schlamm erstarrt liegt und die Mücken rar sind; hungert er
monatelang. F. Jung.
16. Am Teiche.
In jedem Teiche herrscht im Sommer ein reges Leben. Tausende
von Tieren finden daselbst ihren Tisch gedeckt; jedes Geschöpf, das auf
oder in dem Wasser leben kann, wird vom Teiche zu Gaste geladen.
Jedes kann zulangen und sich nehmen, was ihm beliebt, solange nicht
ein größeres kommt und es verschluckt.
Da kommt der Schwan. Langsam und ruhig schwimmt er daher,
er spiegelt sich im klaren Wasser und steckt den langen, schön gebogenen
Hals tief hinab in die Flut, um sich ein Frühstück zu fischen. Dort
ist auch seine Frau mit ihren Kindern. Die Kleinen haben Schwimm-
stnnde und müssen von der Alten lernen, wie man unter das Wasser
taucht. Und die wilden Enten, die dort auffliegen? Sie kommen
von einer fetten Mahlzeit und fliegen ihren Nestern zu. Herr Lang¬
bein, der K l a p p e r st o r ch , wohnt zwar nicht auf dem Teiche, aber
er liebt es, von Zeit zu Zeit am Teiche nachzusehen, ob nicht die
Fröschchen einen Spaziergang auf das Land gemacht haben. Leise
steigt er mit seinen langen Watbeinen am Ufer entlang, und wenn die
Frösche sich nicht mit einem raschen Sprunge ins Wasser retten, daß
es plumpst, so werden sie von ihm unbarmherzig mit dem langen
Schnabel aufgespießt.
Im Wasser des Teiches geht es gar lustig zu. Da tummeln die
Fische sich munter umher. Ich Schilfe versteckt lauert der Hecht auf
seine Beute. Kommt ihm ein Weißfischchen zu nahe, so schießt
er blitzschnell auf dasselbe los und schnappt es weg. Im Schlamme
frühstückt der Karpfen; und leise wie eine Schlange windet der
A a l sich dahin.
Alte Märchen erzählen von Wassernixen, die im Teiche
wohnten, mitten unter Blumen und Schilf. Ihre obere Hälfte war
eine liebliche Jungfrau, die untere ein häßlicher Fischschwanz. Sie