Full text: Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen

Unterrichtsbeispiele. 
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sind, klingen sie doch im Ohre. Die Kinder sind, wie jeder Versuch 
zeigt, alle dabei, die Lösung zu finden. In nicht zu unterschätzender 
Weise wird auch die Verbindung des Elternhauses dadurch gefördert. 
„Vater, Mutter, ratet einmal!" — Endlich ist es aber auch, gut 
angelegt, eine sehr nützliche Denkübung. 
Das Rätsel darf nun nicht so behandelt werden, daß der Lehrer 
es gleich vorliest oder lesen läßt. Ein freier Vortrag seitens des 
Lehrers, wobei die Kinder das Buch geschlossen haben, ist wohl das 
beste. Nach einer kurzen Zielangabe trägt der Lehrer das Rätsel den 
Kindern vor, wobei er nach jedem Satz eine kleine Pause macht. Wenn 
der Lehrer den Kindern sagt: „Heute will ich sehen, wer von euch 
am besten raten kann," sitzen alle erwartungsvoll da. Nach einigen 
Sekunden Pause fährt er fort: „Ich kenne ein merkwürdiges Tier." 
Sofort beginnt in den kleinen Köpfen die Arbeit. Die Gedanken kon¬ 
zentrieren sich auf das Tierreich und schließen alles andere aus. 
„Es hat immer einen Kamm bei sich und kämmt sich doch nicht." 
Alsobald verengert sich der Gedankenkreis, und die Kinder lassen nur 
die Tierköpfe an ihrem Geiste vorübergehen. 
„Es trägt den Kamm auf dem Kopf und hat doch keine Haare wie 
die kleinen Mädchen." 
Viele Kinder werden sofort erkennen, daß es sich hierbei um einen 
Fisch oder einen Vogel handelt. Um alle Kinder auf den Gedanken 
zu bringen, kann der Lehrer noch die Zwischenbemerkung machen: 
„Denkt daran, welche Tiere keine Haare haben!" 
In dem nun folgenden Satz: „An den Füßen hat es einen Sporn," 
erkennt das Kind, daß ein Fisch nicht gemeint sein kann. 
Auf diese Weise langsam vorangegangen, wird der Vorstellungs¬ 
kreis des Kindes immer kleiner, bis die Gedanken sich endlich kon¬ 
zentrieren in dem zu suchenden Mittelpunkte. Das ist die geistige 
Arbeit bei der Lösung des Rätsels. Nun werden in der Klasse immer 
einige sein, die früher den Mittelpunkt erkannt haben. Vielleicht haben 
sie daheim schon das Stück gelesen und die Lösung gefunden. Diese 
Kinder wollen nun unter allen Umständen die Lösung sagen. Hier 
wehre man ihnen! Man lasse die Lösung nicht eher sagen, bis der 
Vortrag zu Ende ist, damit auch die schwächeren Schüler die Freude 
des Findens haben. 
2. Darbietung. Lesen. 
3. Besprechung. Lies den ersten Satz! Was soll hier gesucht werden? 
Ein Tier. Was nicht? Baum, Blume, Stein re. Nennt Tiere! Woran 
erkennt man das Tier, das hier gesucht werden soll? Es hat einen 
Kamm. Ihr habt zu Hause auch einen Kamm. Was macht man
	        
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