18
7, Herr Luther, gut ist Eure Lehr',
ein frischer Auell, ein starker Speer,
der Glaube, der den Zweifel bricht,
der ew'gen Dinge Zuversicht,
des Heuchelwerkes Nichtigkeit,
ein blankes Schwert in offnem Streit!
Ihr bleibt getreu trotz Not und Bann,
und jeder Zoll ein deutscher Nkann.
8. In Freudenpulsen hüpft das Herz,
in Iubelschlägen dröhnt das Erz;
kein Tal zu fern, kein Dorf zu klein,
es fällt mit feinen Glocken ein. —
,,Ein' feste Burg" •— fingt jung und alt,
der Kaiser mit der Bolksgewalt:
„Ein' feste Burg ist unser Gott,
dran wird der Feind zu Schand' und Spott!"
Konrad Ferdinand Meyer.
15. Zwingli und Calvin.
Bald nachdem Luther gegen Tetzel gestritten hatte, trat
Zwingli, Pfarrer zu Zürich, dem Ablaßprediger S a m s o n entgegen,
welcher in der Schweiz umherzog. Schon vorher hatte Zwingli fleißig die
Heilige Schrift studiert und namentlich gegen die Verehrung der Heiligen
und der Reliquien mit Eifer gepredigt. In Zürich nun gewann er durch
seinen frommen Wandel und sein evangelisches Zeugnis solcher: Beifall,
daß der Züricher Rat seinen Pfarrherren befahl, nur rein nach den: Evan¬
gelium zu Prediger: und von Menschensatzunger: zu schweigen. Bald wurde
auch die katholische Weise des Gottesdienstes abgeschafft. Mar: ging dabei
in: Eifer, Gott in: Geiste ur:d in der Wahrheit zu verehren, so weit, daß man
mit dem Aberglauben auch vieles Schöne und Erbauliche wegwarf. Alle
Bilder, selbst die Kreuze, wurden aus den Kirchen entfernt, die Orgeln weg¬
getan, die kunstreich verzierten Mauern weiß überstrichen, an die Stelle der
Altäre einfache Tische gesetzt. Diese Veränderur:gen sowie die Aufhebung
der Klöster usw. gingen ir: den Züricher Landen ohne alle Gewalttätigkeit
vor sich. Wie in der äußeren Anordnung des Gottesdienstes, so wich Zwingli
auch in manchen Stücken der Lehre von Luther ab, besonders in der Lehre
vom heiligen Abendmahle. Sonst waren sie in allen andern Hauptsachen
einig. Im Jahre 1531 kam es in der Schweiz zwischen den katholischen und