Worivort.
Nach fast sechsjähriger, allerdings mehrfach unterbrochener
Arbeit vermag ich vorliegende „Staats- und Volkswirtschaftslehre"
abzuschließen. Vor 14 Jahren sprach sich der leider 1894 ver¬
storbene Nechtslehrer Adolf Exner bei Übernahme des Rektorates
der Wiener Universität in einer noch heute lesenswerten Rede „Über
politische Bildung" aus (vergl. § 56a). Er meint darin, das 20.
Jahrhundert „wird ein politisches Jahrhundert sein. Wer ihm ge¬
wachsen sein will, wird politischer Bildung bedürfen." Politische
Bildung umfaßt aber Staats- und Volkswirtschaftslehre, sowie deren
Verwirklichung im öffentlichen Leben. Beide hat man schon seit
längerer Zeit für die Schule gefordert. Durch die Lehrpläne vom
1. Juli 1901 ist ihre Einführung an den preußischen Lehrerseminaren
erfolgt, allerdings aus Geschichte, Mathematik und Erdkunde verteilt
und nicht als ein gesondertes Fach. Mein Buch will hierfür ein
Hilfsmittel bieten. Es geht aber wesentlich darüber hinaus, um
dem im Amte stehenden Lehrer eine Einführung in dies große Ge¬
biet zu geben, ihn aber auch anzuregen, hier als Volksbildner zu
wirken.
Eine Einführung soll das Buch sein! Darum setzt es (auch
mit Rücksicht auf seinen Umfang) die in den sogen. Bürgerkunden
und in den Anhängen zu den Seminargeschichtsbüchern gebotenen
Einzelheiten namentlich bezüglich der Verfassung und Sozialpolitik
voraus, um so recht in die staats- und volkswirtschaftlichen Ge¬
danken einzuführen, — national-ökonomisches Denken und Fühlen
ist der erste Zweck, der mir bei Abfassung dieses Buches vorschwebte!
Darum will es weiter das geben, was dem Lehrer im öffentlichen
Leben entgegentritt, worüber sich jeder Gebildete Rechenschaft leisten
muß. Es soll aber endlich auch befähigen, die großen Werke der