112 B. 17. Jahrhundert. III. Simon Dach.
In ernsten wie in heiteren Liedern offenbart Dach sein natüt
liches schlichtes Wesen und sein tiefes Gemüt. Ein gesunder Sin
verhinderte ihn, sich in höhen zu versteigen, die seiner Art nicht
angemessen waren. Wie Fleming reiht er sich den besten Rirchen
liederdichtern der Zeit an; „O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen
u. a. sind noch heut im kirchlichen Gebrauch.
1. fFreundschaft.
Der Mensch hat nichts so eigen,
So wohl steht ihm nichts an,
Als daß er Treu erzeigen
Und Freundschaft halten kann;
Wann er mit seinesgleichen
Soll treten in ein Band,
Verspricht sich nicht zu weichen
Mit Herzen, Mund und Hand.
Die Red ist uns gegeben,
10 Damit wir nicht allein
Voar uns nur sollen leben
Und fern von Leuten sein;
Wir sollen uns befragen
Und sehn auf guten Rat,
15 Das Leid einander klagen,
So uns betreten hat.
Was kann die Freude machen,
Die Einsamkeit verhehlt?
Das gibt ein doppelt Lachen,
20 Was Freunden wird erzählt;
Der kann sein Leid vergessen,
Der es von Herzen sagt;
Der muß sich selbst auffressen,
Der in geheim sich nagt.
25 Gott stehet mir vor allen,
Die meine Seele liebt;
Dann soll mir auch gefallen,
Der mir sich herzlich gibt.
18 die der Einsame für sich behält.