IX. Epos.
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Bedecken. Vögel fallen aus der Luft
Versengt herunter. Aus den brennenden
265. Thier-zwingern stürzen sich die wilden Thiere,
Die Löwen, Tiger, Panther, Leoparden,
Und schweifen brüllend durch die Gassen, Schreck
Ins angstvoll drängende Getümmel tragend,
Das plötzlich sieht die aufgesperrten Rachen
270. Der Ungethüme neben, unter sich:
Doch auch die Ungeheuer selbst entsetzen
Sich vor den Flammen, gräßlich heulend rennen
Sie hin und her, bis sie, vom Brand umzingelt,
Verröchelnd unter glühnde Trümmer sinken.
275. Inzwischen hat sich aus den dichten Wolken
Des Glutqualms trüb und schwer das Sonnenrad
Herangewälzt im Osten, unscheinbar,
Wie unbemerkt von der Natur, denn heller
Als hellster Tag aufleuchtete die Brandnacht.
280. Matt scheint das Taglicht jetzt, doch es beleuchtet
Die Scene grösser, und die traurigen
Brandstätten stehn im fahlen weißen Schein
Des Morgens öder noch und wüster da.
Aus eingestürzten Tempeldächern ragen
285. Einsame Götterbilder. Ozeane
Von Rauch und Qualm und rother Lohe wälzen
Sich über finsteres Gemäuer hin,
Wo schwarz berußt die hohe Säule ragt
Im braunen, aschenüberschneiten Grund,
290. Und ausgebrannte Bogenwölbungen
Dastehn wie grausige Trinmphcspforten
Des Genius der Zerstörung und des Todes.
Rob. H a m e r l i n g.
156. Hermann und Dorothea. (1796.)
1.
Schicksal nrtb Antheil')-
Hab ich 2) den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen!
Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! Richt fünfzig,
Däucht mir, blieben zurück von allen unsern Bewohnern.
1) „Gleich im ersten Gesänge zeigen sich uns zwei bedeutende, sichtbar von einander geschiedene
Gruppen: im Vordergründe einige einzelne Charaktere, Menschen, die Gleichheit des Wohnorts, der
Beschäftigung, der Gesinnungen in einen engen Kreis mit einander verbindet; dann in der Ferne ein
Zug von Ausgewanderten, durch Krieg und bürgerliche Unruhen ans ihrer Heimat vertrieben. Gleich
hier also steht die Menschheit und das Schicksal vor uns da, jene in reinen, festen, idealischen und
zugleich durchaus individuellen Formen, dieses in einer Staaten erschütternden, wirklichen und
histor. Begebenheit. Die Ruhe einer Familie kontrastiert gegen die Bewegung eines Volkes, das
Glück Einzelner gegen den Unternehmungsgeist Vieler." Humboldt. Der Ort der Handlung (ein
gewerbfleißiges Städtchen auf der rechten Rheinseite) wird uns in den V. 10, 20, 58, die Zeit (ein
heißer Mittag in der Erntezeit) in den V. 7, 42, 45 angegeben. — 2) Soll die Wirklichkeit eines Ur¬
theils hervorgehoben werden, so kann das Subjekt (Pronomen) hinter das Verbum gesetzt werden,
wobei aber das eine Entgegensetzung hervorhebende doch selten fehlt. „Ich habe den Markt nie so
einsam gesehen" ist weniger nachdrucksvoll als: „Hab ich u. s. w." Vgl. V. 2, 8, 42, 72. Nr. 178, 2.
