Full text: Deutsche Dichtung im Mittelalter (Abt. 1)

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15. jwie der Markgraf Rüdiger in den Kampf ging und fiel. 
(XXXVII. äventiure: Wie der marcgräve Rüedeger erslagen 
wart.) 
l (2072) E3 heten die eilende 
wine der Gfotlinde 
do sach er beidenthalben 
daz weinte innecliche 
wider morgen guot getan, 
kom ze liove gegän. 
diu graulichen ser; 
der vil getriwe Rüedegér. 
2 (2073) „So we mich,“ sprach der recke, „daz ich den lip gewan. 
daz disen grölen jämer kan niemen understän! 
swie gern’ ich'z friden wolde, der künec entuot es niht, 
wand’ er der sinen leide ie mer unde 111er gesiht.“ 
3 (2074) Do sank an Dietriche der guote Rüedeger, 
ob si’5 noch künden wenden an dem kiinege her. 
do enbot im der von Berne: „wer möht’ ez understän? 
ez enwil der kiinic Etzel nieman scheiden län.“ 
4 (2075) Do sach ein Binnen recke 
mit weinunden1) ougen, 
Rüedegeren stän 
unt hete’s vil getan2), 
„nu seht ir, wie er stät, 
der sprach zer küniginne: 
der doch gewalt den meisten hie bi Etzelen hat 
5 (2076) Unt dem ez allez dienet, liut unde lant. 
wie ist so vil der bürge 
der er von dem künige 
er sluoc in disem sturme 
6 (2077) Mich dünket, er ’n ruoche, 
sit daz er3) den vollen 
man giht im, er si küener, 
daz ist in disen sorgen 
7 (2078) Mit trürigem muote 
den er daz reden horte, 
an Rüedeger gewant, 
vil man ege haben mac! 
noch nie löblichen slac. 
wie ez hier umbe gät, 
nach sinem willen hat. 
danne ieman müge sin; 
worden hässlichen schin.“ 
der vil getriwe man, 
der heit der blicte in an. 
er gedälit’: „du solt ez amen, du gibst, ich si verzagt; 
du hast diu di neu msere ze hove ze lute gesagt.“ 
8 (2079) Die tust begund’er twingen; do lief er in an 
und sluog so kreftecliche den Hunnischen man, 
daz er im vor den füezen 
do was aver4) geméret 
9 (2080) „Hin, du zage maere,“ 
„ich lian doch genuoge 
daz ich hie niht envilite, 
ja waer’ ich den gesten 
10 (2081) Und allez, daz ich mähte, 
niwan daz ich die recken 
’) — weinenden. 
4) — aber. 
lack vil schiere tot. 
des kiinic Etzelen not. 
sprach do Rüedeger. 
leit unde herzen ser; 
zwiu wizest du mir daz? 
von grozen schulden gehaz, 
daz lief ich in getan, 
her gefüeret hän. 
2) „R. Hatte viel geweint". — 3) „wenn er nur". —
	        
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