Full text: Altdeutsches Lesebuch

Dies altdeutsche Lesebuch entstand auf Verlangen der Waisenhaus- 
Buchhandlung, in deren Verlage unsre „Denkmäler älterer dentscherLiteratnr" 
und unsre „Literaturgeschichte" erschienen sind. Sie kommt damit dem 
vielfach geäußerten Wunsche derjenigen nach, welche den in den Lehr¬ 
plänen geforderten Unterricht in der altdeutschen Literatur in 0 II auf 
das Notwendigste beschränken und den Schülern den gesamten Stoff in 
einem Hefte übersichtlich geordnet in die Hand geben wollen. Dem haben 
die Herausgeber zu entsprechen gesucht, obwohl sie noch immer auf dem 
in den Vorbemerkungen zu den „ Denkmälern" begründeten Standpunkte 
stehen und es für wünschenswerter halten, den Schülern die wichtigsten 
Denkmäler unsrer älteren Literatur, wenn auch gekürzt, so doch in ab¬ 
gerundeter selbständiger Gestalt darzubieten, in einzelnen Heften, die sich 
auf dem Bücherbrett den Klassikern würdig anreihen lassen und nicht mit 
der Schulzeit verschwinden. 
Das Lesebuch stellt sich deshalb in mehreren Teilen als ein Aus¬ 
zug aus unsern „Denkmälern" dar und verweist den Lehrer für die Ein¬ 
leitungen und Sacherklärungen auf diese. Für die Gudrun und den Armen 
Heinrich wählten wir hier den Urtext und fügten wie bei den Nibelungen 
sprachliche Anmerkungen hinzu, weil bei diesen Dichtungen die wünschens¬ 
werte Einführung in die alte Sprache am leichtesten zu bewerkstelligen 
ist. In der mhd. Lyrik und im Parzival haben wir ein gemischtes Ver¬ 
fahren angewandt. Für eine eingehendere Beschäftigung mit diesem Epos 
sei auf die kleine Schulausgabe und besonders auf die für weitere Kreise 
bestimmte größere Bearbeitung von Bötticher (Berlin bei Friedberg und 
Mode) verwiesen, in der eine tiefere Einführung in das Verständnis der 
höfischen Kultur und Dichtung gegeben ist. 
In dem I. Abschnitt des Lesebuchs „Aus der Urzeit" soll der Schüler 
im Anschluß an die Merseburger Zanbersprüche einen Einblick in die
	        
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