Königin Luise. 
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beiden Großmächten des alten Reiches standen, und sah in Oesterreich 
schlechtweg den stammverwandten Genossen. Mit der Mahnung, unsere 
leidenden österreichischen Brüder dereinst zu rächen, hatte sie vor Jahren 
ihren ältesten Sohn begrüßt, da er zum ersten male den Offiziersrock 
trug. Vor wie nach dem Kriege bekannte sie: „meine Hoffnung ruht 
ans der Verbindung alles dessen was den deutschen Namen trügt" — 
während der König, die militärische Lage richtiger schätzend, nicht ohne 
Rußlands Beistand den neuen Kampf wagen wollte. Jetzt aber fochten 
die Russen auf Frankreichs Seite; die Absichten des Wiener Hofes, 
der die Schlacht von Jena mit kaum verhohlener Schadenfreude begrüßt 
hatte, blieben in verdächtigem Dunkel. Das unfähige Kabinett, das 
die Erbschaft Steins angetreten, fand in der schwierigen Lage keinen 
festen Entschluß; Oesterreich unterlag, und die kriegerische Begeisterung 
des deutschen Nordens verrauchte in einigen kecken Parteigängerzügen. 
Die Königin aber schrieb verzweifelnd: „Oesterreich singt sein Schwanen- 
lied, und dann ade, Germania!" 
Zwei Tage der Hoffnung waren ihr noch beschieden am Abend 
ihres kurzen Lebens. Sie kehrte zurück in ihr geliebtes Berlin, und als 
sie durch das Königsthor einzog in dem neuen Wagen, den ihr die 
verarmte Stadt verehrt, nahebei der König zu Roß und die beiden 
ältesten Söhne im Zuge ihres Regiments, da begrüßten die dichtge¬ 
drängten Massen den Hof wie die Truppen mit herzlichem Willkommrnf; 
Preußens Volk und Heer, die einander so bitter gescholten und an¬ 
geklagt, feierten ihre Versöhnung, um fortan einig zu bleiben für alle 
Zukunft. Bald nachher, wenige Tage bevor die Königin ihre letzte 
Reise antrat, entließ Friedrich Wilhelm das Ministerium Altenstein; er 
verwarf die Abtretung von Schlesien, die ihm seine kleinmütigen Räte 
zumuteten, und berief Hardenberg an die Spitze der Geschäfte. Mit 
dem neuen Staatskanzler kam frisches Leben in die Verwaltung; er 
führte das Werk der Reformen des Freiherrn vom Stein kühn und be¬ 
sonnen weiter und bereitete durch ein vielverkanntes kluges diplomatisches 
Spiel die große Erhebung vor, während Scharnhorst die Waffen schärfte 
für den Tag der Befreiung. Diesen Tag zu erleben hat Luise nie ge¬ 
hofft. Ihr zarter Körper erlag dem verzehrenden Kummer. In ihrer 
Heimat, in den Armen des Gatten ist sie den Tod der Christin ge¬ 
storben. Die letzten Zeilen ihrer Feder lauten: „ich bin heute so glück¬ 
lich, liebster Vater, als Ihre Tochter und als die Frau des besten der 
Männer." Das gesamte Volk trauerte mit dem Witwer; doch auf 
dem Leben des schwergeprüften Fürsten blieb ein dunkler Schatten; 
niemals, auch nicht in den Tagen der leuchtenden Siege, hat er das 
starke schwellende Gefühl des Glückes wieder gefunden. 
Ohne jede Ahnung des eigenen Wertes, wie sie immer war, hat
	        
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