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51. Da sprach der Held von Seeland: „Mir schafft die 
Sorge Pein, 
Wird man unser innen, daß man die Mägdelein 
So weit von hinnen führe (drum mag uns Hehlen frommen), 
Daß sie uns all' ihr Leben nimmer wieder vor die Augen kommen." 
52. Da sprach aber Ortwein: „Wie so verließen wir 
Das edle Ingesinde? Es hat so lange hier 
Geharrt im fremden Lande, es mag sie wohl verdrießen. 
Meiner Schwester Gudrun sollen ihre Mädchen all' genießen" 
53. Da sprach der König Herwig: „Was hast du wohl im Sinn ? 
Meine Herzgeliebte, die führ' ich mit mir hin! 
Thun wir, was wir können, hernach für jene Frauen." 
Da sprach der Degen Ortwein: „Eh laß ich mit der Schwester 
mich zerhauen." 
54. Da sprach die Tiefbetrübte: „Was hab' ich dir gethan, 
Lieber Bruder Ortwein? deine Augen sahn 
Sie je mich so gebühren, daß man mich dürfte schelten? 
Ich weiß nicht welcher Dinge du edler Fürst mich heute läßt 
entgelten." 
55. „Ich thu' es, liebe Schwester, nicht aus Haß zu dir; 
Doch deine edeln Maide nur also retten wir. 
Ich kann dich nicht von hinnen führen als in Ehren; 
Du sollst unbescholten Herwig deinem Liebsten Minne gewähren." 
56. Sie gingen zu den Schiffen; da klagte laut die Maid. 
Sie sprach: „O weh mir Armen! Nun ist endlos mein Leid; 
Auf die ich immer hoffte, da mich die verschmähen, 
Daß sie mich lösen würden, wann soll ich dann die Heimath 
wiedersehen?" 
57. Die kühnen Degen eilten zum Gestade jach; 
Gudrun die arme rief Herwigen nach: 
„Einst war ich die beste, nun gelt' ich für die böste! 
Wem läßt du mich und wessen soll ich arme Waise mich getrösten?" 
58. „Du bist nicht die böste, du sollst die beste sein; 
Edle Königin, hehle für jetzt die Reise mein; 
Eh' morgen scheint die Sonne, lieg' ich hier zu Felde, 
Das glaub' auf meine Treue, vor dieser Burg mit achtzigtausend 
Helden." 
59. So schnell als sie konnten fuhren sie hindann. 
Da hub ein härt'res Scheiden zwischen Freunden an 
Als je Freunde thaten, das darf man mir wohl glauben. 
Sie begleiteten die Boten so fern, als sie nur konnten mit den Augen. 
60. Der Wäsche nun vergaßen die herrlichen Frau'n. 
Wohl konnt' es aus der Ferne die böse Gerlind' schaun, 
Daß sie müßig waren da unten auf dem Strande. 
Da zürnte sie gewaltig; ihr lagen sehr am Herzen die Gewände.
	        
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