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5. Während still, aus nächtlichem Grund, die Lava 
Quillt. — Des Rauch's tiefschattige Wölk' umdüstert. 
Holder Mond, dein ruhiges, friedenreiches, 
Silbernes Antlitz. 
122. Saul und David. 
1. Der König sitzt auf seinem Throne bang, 
Er winkt, den Sohn des Jsai zu rufen: 
Komm, Knabe, komm mit deinem Harfenklang! 
Und jener läßt sich nieder auf den Stufen. 
2. Der Herr ist groß! beginnt er feierlich, 
Geschöpfe spiegeln ihres Schöpfers Wonne; 
Der Morgen graut, die Wolken theilen sich, 
Und, wandelnd singt ihr hohes Lied die Sonne. 
3. Die schwere Krone löse dir vom Haupt, 
Und tret' hinaus in reine Gotteslüfte! 
Die Lilie prangt, der Busch ist neubelaubt, 
Die Reben blühen und verschwenden Düfte. 
4. Zwar bin ich nur ein schlichter Hirtensohn, 
Doch fühl' ich bis zum Himmel mich erhoben: 
Was mußt du fühlen, König, auf dem Thron, 
Wie muß dein Herz den Gott der Väter loben! 
5. Doch deine Wimper neigst du tbränenschwer, 
Daß sie des Auges schönen Glanz verhehle — 
Wie groß ist Jehovah! o blick' umher! 
Und welche Ruhe füllt die ganze Seele. 
6. So laß dein Herz an Gott, so laß dein Ohr 
An meiner Töne Harmonie sich laben! 
Allein der König springt in Wuth empor, 
Und wirft den Spieß nach dem erschrocknen Knaben. 
123. Gasele. 
1. Der Löwin dient des Löwen Mähne nicht; 
Buntfarbig sonnt sich die Phaläne nicht; 
2. Der Schwan befurcht mit stolzem Hals den See, 
Doch hoch im Aether Hausen Schwäne nicht; 
3. Die Riesenquelle murmelt angenehm, 
Doch Schiffe trägt sie nicht und Kähne nicht; 
4. An Dauer weicht die Rose dem Rubin, 
Ihn aber schmückt des Thaues Thräne nicht; 
5. Was suchst du mehr, als was du bist, zu sein? 
Ein Andres je zu werden, wähne nicht!
	        
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