Full text: Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern

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Die Errungenschaft des Jahres 1866 beträgt 73 000 qkm. Durch keinen 
früheren Feldzug hat Preußen eine so bedeutende Vergrößerung erhalten. Der 
Wert derselben wird aber durch die Lage und Beschaffenheit der er¬ 
worbenen Länder noch unvergleichlich erhöht. Preußen hat diejenigen Gebiete 
in sich aufgenommen, die den Zusammenhang seiner östlichen und westlichen 
Provinzen störten, und dadurch eine Ausdehnung und Abrundung erhalten, die 
es ihm gestatten, seine Stellung als Großmacht in jeder Beziehung leichter und 
nachdrucksvoller als bisher geltend zu machen. Auch gebietet es jetzt nicht bloß 
über Ostsriesland, sondern über das ganze norddeutsche Küstenland von Schleswig- 
Holstein bis nach Holland. 
Aus den annektierten Ländern wurden 3 neue Provinzen gemacht: 
1) Schleswig-Holstein, 2) Hannover, 3) Hessen-Nassau. Das 
Herzogtum Lauenburg, welches seit dem Vertrage zu Gastein, 1865, mit 
Preußen in Personal-Union stand, wurde am 1. Juli 1876 für immer 
mit ber preußischen Monarchie vereinigt und mit Rücksicht auf bie staatliche Ver¬ 
waltung vorläufig ber Provinz Schleswig-Holstein zugeteilt.*) 
Preußen hat aber burch ben „beutfchen Krieg" nicht bloß eine Erweiterung 
feines Staatsgebietes, sonbern auch bie Führerschaft in -Deutschland 
erlangt. Es vereinigte ganz N o r b b e u t f ch I a tx b bis an ben Main burch 
einen militärischen unb politischen Bunb zu einer thatkräftigen beutfchen Macht. 
Die siibbeutschen Staaten, bie mit Norbbeutfchlanb bereits burch ben Zöllner- 
e i n üerbunben waren, gingen ein Schutz- unb Trutzbünbnis mit Preußen 
ein. Ein bebeutenber Schritt zur Einheit Deutfchlanbs war gethan. 
Mit Stolz konnte König Wilbelm bei Eröffnung bes Nordbeutschen Reichstages 
sagen: „Ich fühle mich als Erbe der preußischen Krone stark in bem Bewußtsein, 
daß alle Erfolge Preußens zugleich Stufen zur Wiederherstellung unb Erhöhung 
ber beutfchen Macht unb Ehre geworben sind." 
Das Deutsche Reich, besten Herrlichkeit mit bem Falle ber Hohen¬ 
staufen verfchwunben war, sank nach bem Westfälischen Frieden, 1648, zu einem 
Schattenbilb früheren Glanzes, zu einem Spott ber Völker hinab. 
*) Es mag hier noch eine kurze Übersicht berGefchichte 
bes Herzogtums Lauenburg Platz finden. — Der Herzog 
Albrecht I. von Sachsen, ber nach bet Schlacht bei Bornhöveb, 1227, bie 
Lauenburg unb bie Grafschaft Ratzeburg in Besitz nahm (S. >3'), 
starb 1260. Nach seinem Tobe erhielt ber jüngere Sohn Albrecht II. die ober- 
sächsischen Gebiete (Obersachsen, Sachsen-Wittenberg); der ältere Sohn 
Johann, dem die niederfächsischen Gebiete zufielen, wurde 
der Stifter des Herzogtums Sachfen-Lauenburg. Seine Nach¬ 
kommen haben bis 1689, also reichlich 400 Jahre über Lauenburg geherrscht. 
Zum Herzogtum Lauenburg gehörten damals auch das Land Hadeln, das Amt 
Neuhaus (beide Gebiete südöstlich von Kuxhasen) und einige kleinere Distrikte 
am linken Ufer der Elbe; das Amt Bergedorf ging aber 1420 an bie Hansastädte 
Hamburg und Lübek verloren, und die Stadt Mölln war von 1359—1683 an 
Lübek, das Amt Steinhoj^t von 1575—1737 an Holstein verpfändet. Über bie 
Einführung der Reformation f. S. 167. Während des 30jährigen Krieges hatte 
Lauenburg viel zu leiden. Auf Herzog Franz Albrecht ruht der Verdacht, 
den Schwedenkönig Gustav Adolf erschossen zu haben. 
Nach dem Tode des Herzogs Julius Franz, 1689, kam Lauenburg 
an den Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Eelle, 1705 
an den Kurfürsten Georg I. von Honnover, der 1714 auch ben britischen Thron 
bestieg; es würbe 1803 von ben Franzosen. 1805 von den Preußen, 1806 roieber 
von ben Franzosen in Besitz genommen unb 1810 bem französischen Kaiserreiche 
(Departement der Elbmündung) einverleibt. Im Wiener Kongreß, 1815, kam es 
an Preußen und von Preußen tauschweise an Dänemark, 1864 an Preußen und 
Österreich, 1865 an Preußen. Nur das Land Hadeln, das Amt Neuhaus und 
die anderen Distrikte südlich der Elbe blieben nach dem Wiener Kongreß bei 
Hannover.
	        
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