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39Ludewic und Hartmuot kòmen in daz tor.
vii manegen sèrwunden76) liezen si dervor:
des begunde weinen ein juncfrouwe sère :
in der Hetelen bürge wurden der grözen sehaden77) dannoeb mère.
40 Der künec von Ormarne der was fró genuoc,
dò er und sine recken sins landes wäfen78) truoc
vür den sai Hetelen. obene durch die zinnen
liez man den vanen weihen;79 *) des trürte diu Hl bére küniginne.
41 Hartmuote der snelle ze Küdrünen gie.
er sprach: ‘maget edele, ich versmähte iu ie.
mir und mìnen friunden soldo oucb nu versmähen,
daz wir bie niemen viengen, wir soldens alle slahen unde haben.30)
42 Dö redete si nibt mère wan: ‘owe vater min.,
soldest du daz wizzen daz man die tobter din
gewalteclichen liieret üz dinem lande, [schände.’
mir armen küniginnen gescbsebe nibt der schade noch diu
43 Diu bure diu was zerbrochen, diu stat diu was verbrant.
dò bete man gevangen die besten sò man vant,
zwo und sehzic frouwen, vii minneclicher meide,81)
die fuorten si von dannen: dò was der edelen Hilden berzeleide.
44 Wie trüric si dò liezen des wirtes wine82) stèn!
dò ilte diu küniginne in ein venster gèn,
daz si nach den megeden her nider mühte sebouwen:
noch liezens in dem lande klagende vii manege schoene frouwen.
In ihrem Jammer sandte Königin Hilde eilends Boten zu Hettel
und Herwig und ließ ihnen das Unglück melden. Diese schlossen eilig
Frieden mit dem umzingelten Feinde, nahmen auf Wates Rat den
gelandeten Pilgern ihre Schiffe weg und fuhren den Räubern schnell nach.
4.
45 Dz was ein wert vil breiter83) und hiez der Wülpensant.84)
da beten che von Ormanie, üz Ludewiges laut,
baz gemach gefüeget83) ir rossen und in selben,
daz sich ir schade muose nach ir gemache grimmeclicbe melden!
76) sère wunden, Schwerverwundeten. — 77) schade, Leid. —
78) wäfen, Wappen. — 79) weihen, wehen. — 8o) bähen, hängen. —
81 ) sehr liebliche Mägdelein. — 82) wine, Weib, Gattin. — 83) ein wert,
Werder, Werd, Insel, Halbinsel, niedriges Gestade. — 84) Wülpensant,
an der Scheldemündung. — 85) füegen, bereiten. —