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deutschen, zurückzuführen ist, wirkte als Rbt der hochberühmte hrabanus
mit dem ihm von Rliuirt, dem gelehrten Freunde Karls des Großen, bei¬
gelegten Namen Maurus. Unter ihm wurden Kloster und Klosterschule
zu Fulda der Hochsitz Deutschlands für alle literarische Bestrebungen, be¬
sonders auch für die Befestigung der deutschen Sprache.
herrschgewaltig aber und anfeuernd stand im Mittelpunkt aller geistigen
Kräfte seiner Zeit der große König der Franken und römisch-deutsche
Kaiser Karl. Rn seinem Hofe blühte eine Rrt von Rkademie für höheres
geistiges Leben, der sich Karl selbst unter dem akademischen Beinamen
David als Mitglied zugesellte. Neben ihm wirkte Rlkuin (735—804), zu
hork in England geboren, als Übt in Tours gestorben, der größte Lehrer
der gallischen Franken in allen damaligen Wissenschaften,- wirkte Einhart
(gestorben 840), dem wir eine Lebensbeschreibung Karls verdanken,- wirkte
Rngilbert, der Gatte von Karls Tochter Berta, als Mann der kvissenschaft
und gewandter Lateindichter.
Rus den Mitteilungen Einharts in seinem Leben Karls gewinnen wir
von der Stellung des Kaisers zu deutscher Sprache und Dichtung ein er¬
staunliches Bild. was uns in dem nachfolgenden Jahrtausend deutscher
Geschichte so ungemein selten begegnet, bei Karl dem Großen gewahren
wir es am Eingang zur deutschen Kaisergeschichte mit Heller Freude: tätige
Liebe für deutsche Sprache, Teilnahme und Bewunderung für deutsche
Dichtung. Dürftig nur sind Einharts Rngaben über diese uns so sehr
anziehende, ja rührende Seite in Karls wirken. Die wichtigste lautet:
„Item barbara et antiquissima carmina, quibus veterum regum actus
et bella canebantur, scripsit memoriaeque mandavit“ — „auch schrieb er
auf und überlieferte dem Gedächtnis die barbarischen (deutschen!) und ältesten
Lieder, in denen die Taten und Kriege der Könige der Vorzeit besungen
wurden." Berichtet uns Einhart doch von Karl, dieser habe sogar eine
deutsche Grammatik abzufassen begonnen. Daß Karls Beispiel der Sammlung
altdeutscher Lieder nicht ganz vereinzelt geblieben, beweisen uns alte Rn¬
gaben vom Rufzeichnen solcher Dichtungen im Kloster zu Reichenau, ein¬
mal sogar mit dem Zusatz, diese Lieder sollten zur Erlernung der deutschen
Sprache dienen.
Ruch der versuch Karls des Großen, die lateinischen, aus der Römer¬
zeit überkommenen Monatsnamen durch deutsche zu übersehen, zeigt uns,
wie bewußt er auf die Stärkung reindeutscher Bildung für sein Volk aus¬
gegangen, in der ganz richtigen Erkenntnis, daß alle höhere Volksbildung
auf der Heilighaltung der Muttersprache beruht. Er ist mit seiner vor¬
trefflichen Rbsicht der Verdeutschung nicht durchgedrungen, weil seine Nach¬
folger nicht in gleichem Sinne wirkten- zu belächeln aber ist jene Rbsicht
wahrlich nicht, wie lächerlich würden uns heute lateinische Monatsnamen
klingen, hätte Karls unmittelbarer Nachfolger Ludwig der Fromme an