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270. Genesung.
Fünf Wochen war Emil schon im Krankenhause, und nun ist
er auf dem Wege der Besserung. Vor fünf Wochen hatte er sich zu
Bett legen müssen; denn er hatte sich in dem scharfen Ostwinde
beim Schlittenfahren erkältet. Und der Arzt hatte gemeint, er könnte
wohl gar die Lungenentzündung bekommen. Als dann die Mutter auch
krank wurde, da war eines Tages der Krankenwagen vorgefahren
und hatte ihn abgeholt und nach dem Krankenhause gebracht. Lange
Zeit hatte er im Bette liegen müssen; aber jetzt ist er auf dem
Wege der Besserung, und er kann schon den ganzen Tag aufbleiben.
Jetzt ist auch der kalte, rauhe Winter vorbei, und der Frühling
ist da. Das kann er an den Primeln im Glase sehen, welche ihm
die gute Schwester Anna, die ihn gepflegt und ihm so schöne
Geschichten erzählt hat, aus dem Garten gebracht hatte. Die
Sonne scheint aufs Bett. Vor dem Fenster schelten sich die Spatzen.
Weit hinten im Garten flötet eine Drossel. Ein Kranker wird im
Wagen von einer Schwester spazierengefahren. Draußen auf dem
Flur sind die Fenster geöffnet. Ja, ja, der schöne Frühling ist da!
Die Tür geht auf, und der Doktor tritt herein. Er hat ein
Veilchen im Knopf loche. Er lacht und fragt Emil, wie es geht.
Und der Doktor erzählt ihm, daß es so warm draußen ist und
daß alle Vögel singen und alle Kinder auf der Straße spielen, und
fragt ihn, ob Emil auch Lust habe, draußen zu sein. Emil lacht und
nickt, und der Doktor gibt ihm die Hand und sagt: „Wenn deine
Mutter heute kommt, darfst du mit ihr in den Garten."
Und am Nachmittag kommt die Mutter. Emil muß seinen Mantel
anziehen und den Hut aufsetzen, und dann nimmt ihn die Mutter
an die Hand und geht mit ihm in den Garten. Und der Garten liegt
dicht an der Straße, und Emil sieht Mädchen, die Kreis spielen,
und Knaben, die Reifen laufen lassen. Ja, es wird Frühling!
Vor dem Nachbarhause steht schon eine Bank, und ein
alter Großvater sitzt darauf im warmen Sonnenscheine. Gegenüber
wird ein Vorhang vor ein Schaufenster geschraubt. Da fährt ein
Wagen, darauf sind Gartenmöbel geladen. Vor allen Fenstern blühen
Tulpen und Hyazinthen.
Ja, es ist Frühling, und bald ist Emil ganz gesund und kann
auch wie die andern Kinder draußen spielen und kann wieder mit
der Mutter nach Hause gehen. Das wird eine Freude werden!
Heinrich Scharrelmann.