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tötrb's ringsum lebendig. Hier und dort folgen andre dem Beispiel ihres
Genossen; sie tauchen und schwimmen mit mächtigen Stößen ihrer langen
Hinterfüße in einem flachen Vogen unter der Oberfläche fort und tauchen
nach kurzer Zeit neugierig wieder auf. Dabei bilden die Blätter der
Teichrose besondre Lieblingsplätzchen zum Ausruhen für die erschreckten
Tiere.
2. Siehst du dort den itexl auf jenem Blatte? Breitspurig sitzt
er da, bereit, jeden Augenblick die unterbrochne Flucht wieder aufzunehmen.
Doch wir verhalten uns ganz still. Der Busch hier verbirgt uns, und
wir können den Burschen mit Muße näher betrachten.
3. Regungslos starrt sein großes Auge in das Weite. Nur die beim
Atmen sich hebende und senkende Kehle verrät, daß er lebt. So kann
er noch lange verharren. Die Sonnenwärme ist ihm ein dringendes Be¬
dürfnis. Sie bringt sein kaltes, träges Blut in einen schnellern Umlauf
und erhöht sein Lebensgefühl. Da wir uns auf unserm Posten ganz
still verhalten, fassen nach und nach mehrere der geflüchteten Erünröcke
wieder Mut. Ein Frosch nach dem andern schwimmt lautlos ans Ufer
und erklettert es, wendet sich aber nach seiner Ankunft stets mit dem Kopfe
wieder dem Teiche zu, bereit, dorthin zurückzustürzen.
4. Auch der von uns beobachtete beginnt auf seinem Posten unruhig
zu werden. Was die andern können, das kannst du auch, denkt er und
— taucht von dem Blatte hinab. Langsam und würdevoll schwimmt er
unter dem Wasser dem Ufer zu. Bevor er es aber noch erreicht hat, taucht
er wieder auf, hebt den Kopf aus dem Wasser und verharrt eine Weile
spähend und lauschend. Alles dünkt ihm sicher, also vorwärts. Unmittelbar
vor dem Ufer hält er noch einmal an, den Kopf kaum aus dem Wasser
steckend, sonst aber zwischen Blättern verborgen.
5. Da ertönt über ihm ein Summen. In engen Kreisen schwirrt
eine Biene daher, welche gekommen ist, Wasser zu schöpfen und in den
Stock zu tragen. Der Frosch ist aufmerksam geworden. Seine Augen
leuchten, aber er harrt regungslos an seinem Platze; denn jede unbedachte
Bewegung würde seine Anwesenheit verraten. Her und hin schwirrt die
Biene, um einen sichern Platz für ihren Zweck auszuwählen. Endlich läßt
sie sich auf einem Holzklotz nieder, der im seichten Wasser steckt. Ein paar¬
mal noch hebt und senkt sie ordnend die Flügel, dann kriecht sie behutsam
vor und senkt ihren Rüssel ins Wasser . . . Da, was ist das? Mit einem
Sprung ist der Frosch bei ihr; Wassertröpfchen sprühen über die Arg¬
lose hin und netzen ihr Kopf und Flügel. Bevor noch das überraschte
Tierchen sich zur Flucht wenden kann, schießt plötzlich die Zunge des Frosches
vor; das Bienchen ist erfaßt und trotz des wütenden Flügelschlagens in
wenigen Augenblicken verschlungen. Der Räuber aber sitzt starr wie zuvor
da und glotzt anscheinend gleichgültig ins Blaue.