Full text: Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr (Teil 2)

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tötrb's ringsum lebendig. Hier und dort folgen andre dem Beispiel ihres 
Genossen; sie tauchen und schwimmen mit mächtigen Stößen ihrer langen 
Hinterfüße in einem flachen Vogen unter der Oberfläche fort und tauchen 
nach kurzer Zeit neugierig wieder auf. Dabei bilden die Blätter der 
Teichrose besondre Lieblingsplätzchen zum Ausruhen für die erschreckten 
Tiere. 
2. Siehst du dort den itexl auf jenem Blatte? Breitspurig sitzt 
er da, bereit, jeden Augenblick die unterbrochne Flucht wieder aufzunehmen. 
Doch wir verhalten uns ganz still. Der Busch hier verbirgt uns, und 
wir können den Burschen mit Muße näher betrachten. 
3. Regungslos starrt sein großes Auge in das Weite. Nur die beim 
Atmen sich hebende und senkende Kehle verrät, daß er lebt. So kann 
er noch lange verharren. Die Sonnenwärme ist ihm ein dringendes Be¬ 
dürfnis. Sie bringt sein kaltes, träges Blut in einen schnellern Umlauf 
und erhöht sein Lebensgefühl. Da wir uns auf unserm Posten ganz 
still verhalten, fassen nach und nach mehrere der geflüchteten Erünröcke 
wieder Mut. Ein Frosch nach dem andern schwimmt lautlos ans Ufer 
und erklettert es, wendet sich aber nach seiner Ankunft stets mit dem Kopfe 
wieder dem Teiche zu, bereit, dorthin zurückzustürzen. 
4. Auch der von uns beobachtete beginnt auf seinem Posten unruhig 
zu werden. Was die andern können, das kannst du auch, denkt er und 
— taucht von dem Blatte hinab. Langsam und würdevoll schwimmt er 
unter dem Wasser dem Ufer zu. Bevor er es aber noch erreicht hat, taucht 
er wieder auf, hebt den Kopf aus dem Wasser und verharrt eine Weile 
spähend und lauschend. Alles dünkt ihm sicher, also vorwärts. Unmittelbar 
vor dem Ufer hält er noch einmal an, den Kopf kaum aus dem Wasser 
steckend, sonst aber zwischen Blättern verborgen. 
5. Da ertönt über ihm ein Summen. In engen Kreisen schwirrt 
eine Biene daher, welche gekommen ist, Wasser zu schöpfen und in den 
Stock zu tragen. Der Frosch ist aufmerksam geworden. Seine Augen 
leuchten, aber er harrt regungslos an seinem Platze; denn jede unbedachte 
Bewegung würde seine Anwesenheit verraten. Her und hin schwirrt die 
Biene, um einen sichern Platz für ihren Zweck auszuwählen. Endlich läßt 
sie sich auf einem Holzklotz nieder, der im seichten Wasser steckt. Ein paar¬ 
mal noch hebt und senkt sie ordnend die Flügel, dann kriecht sie behutsam 
vor und senkt ihren Rüssel ins Wasser . . . Da, was ist das? Mit einem 
Sprung ist der Frosch bei ihr; Wassertröpfchen sprühen über die Arg¬ 
lose hin und netzen ihr Kopf und Flügel. Bevor noch das überraschte 
Tierchen sich zur Flucht wenden kann, schießt plötzlich die Zunge des Frosches 
vor; das Bienchen ist erfaßt und trotz des wütenden Flügelschlagens in 
wenigen Augenblicken verschlungen. Der Räuber aber sitzt starr wie zuvor 
da und glotzt anscheinend gleichgültig ins Blaue.
	        
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