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Mauern sehen grau und schwarz aus, als wenn es blasse Tinte regnete. 
Auch die Schirme werden vom Regen so glänzend schwarz, daß sie wie 
Seide schimmern. Die Straßenbahn mutz immer wieder still halten, 
um noch nasse Menschen aufzunehmen, bis sie endlich ganz voll ist und 
der Wagenführer ein kleines, rotes Schild „Besetzt" herunterläßt. Nun 
jagt sie rasch dahin, hinter ihr wühlen die Näder das Wasser hoch, daß 
es spritzt und schäumt. Die Fenster sind beschlagen, daß man nicht hin¬ 
durchsehen kann. Alle Schirme tröpfeln Wasser auf den Fußboden, alle 
Kleider und Stiefel tröpfeln. Bald ist der Fußboden glatt und naß. Und 
draußen regnet es und weht es. Das ist ein Wetter! 
Fritz Eansberg. 
56a. Zwei Freunde. 
Es war ein kalter Wintertag. Der Wind pfiff über den Platz am 
Torwege hinweg und in die Straßen hinein; Hüte flogen davon; Papier 
und Staub wirbelte in der Luft, und dabei schien doch die Wintersonne 
ein wenig. Ich knöpfte meinen Winterüberzieher fest zu und fühlte mich 
trotz der ctälte recht warm in meinem Anzuge'. Wie ich nun so auf dem 
Bürgersteige dahinschritt, sah ich neben mir auf dem Damm ein Hunde¬ 
fuhrwerk. Es war ein Preßkohlenhändler, der seinen Kunden die Kohlen 
hundertweise ins Haus brachte und sich mit seinem Hunde vor den voll¬ 
geladenen Handwagen gespannt hatte, um ihn von einem Kunden zum 
andern zu ziehen. Ich betrachtete die beiden genauer, den Kohlen¬ 
händler und den Hund. Der Mann hatte den Ziehgurt um die Brust 
gelegt und zog in gebückter Haltung. Aber auch der Hund strengte sich 
an. Er blickte dabei oft auf seinen Herrn und bellte, als wollte er ihm 
ein vergnügtes Wort zurufen, wie: „Wir beide frieren nicht, wir arbeiten 
tüchtig!" oder „Wir sind starke Kerle, wir ziehen bald zweitausend Pre߬ 
kohlen hinter uns her!" oder „Strenge dich nicht zu sehr an, laß mir auch 
noch etwas zu ziehen übrig!" 
„Das müssen zwei gute Freunde sein," dachte ich bei mir selber, 
als ich merkte, was wohl der Hund sagen wollte. Und ich sollte es auch 
bald erfahren, daß es so war. 
Der Mann hielt an; denn er hatte das Haus eines Kunden erreicht. 
Ehe er sich aber die Last von hundert Kohlen auf den Rücken lud, nahm 
er ein breites Brett vom Wagen und ging damit zu seinem Hunde. Dieser 
trat auf die Bordschwelle, während sein Herr das Brett auf den Damm 
legte. Run sprang der Hund darmrf. Aber er guckte sich um, als fehlte
	        
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