Schilderungen aus den Romanen.
39.
Deutsche Karripflpiele.
(Aus den Ahnen 1 föngo], 35—40.)
Der Fürst stand vor dem Herrenhause und empfing dort die
Edlen uud die freien Bauern, welche auf allen Wegen zu Fuß und
Roß heranzogen und am geöffneten Tor von Hildebrand, dem
Sprecher, begrüßt wurden. Wer zu Roß nahte, der stieg dort ab
und die Jungen führten sein Pferd in ein weites Gehege uud baudeu
es fest, damit die Knechte ihm den Schaum mit Stroh abrieben
und alten Hafer in die Krippe schütteten. Würdig war Gruß und
Anrede, in weitem Ringe standen die Gäste auf dem Hofe, eine
stolze Genossenschaft, ansehnliche Männer aus zwanzig Dörfern der
Gegend, alle in ihrem Kriegsschmuck, den Eschenspeer in der Hand,
Schwert und Dolch an der Seite, in schöner Lederkappe, die mit
Zähnen und Ohren des wilden Ebers geschmückt war; mancher ragte
unter dem Eisenhut, in einem Lederkoller oder Kettenpanzer über
dem weißen Hemd und in hohen Lederstrümpfen, die bis zum Leibe
reichten, mancher auch, der reich war und die Ware der rheinischen
Krämer beachtete, trug einen Überwurf von fremdem Zeug, das
feine Haare von bunter Farbe hatte und wie das zarte Fell eines
Raubtiers glänzte. Schweigend standen die Männer und freuten
sich der Versammlung, nur einige, die zu einander traten, tauschten
leise Worte über die Gerüchte, welche durch das Land flogen von
der großen Schlacht im Westen und von bedrohlicher Zeit. Aber
wer die Meinung der Menschen kannte, wie Hildebrand, der Sprecher,
der merkte wohl, daß ihr Sinn kraus war und ihre Gedanken un¬
gleich. Lange währte die Begrüßung, denn immer noch kamen
einzelne, die sich verspätet hatten, bis der Sprecher an den Häupt¬
ling trat und auf den Stand der Sonne wies.