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zur Erde, stand auf, faltete die Hände und fragte betrübt, bebend vor
Angst, wer der Gewaltige vor ihr sei, und was er zu tun gedenke. Und
der Gott antwortete ihr: „Weil deinem Gatten du getreu bist und heili—
gen Willen durch dein Gelübde bewiesen hast, stehe ich dir Antwort.
Ich bin Hama, der Gott des Todes, und bin selbst gekommen, Satyavant
mitzuführen, da er für meine Diener zu gut ist.“ Und er band mit dem
Stricke Satyavants Seele und zog sie aus dem Leibe. Tot, ohne Regung,
lag nun der Körper da.
Nama wandte sich mit der gefesselten Seele nach Süden. Doch Savitri,
voll Treue und Sorge und Liebe für den Gemahl, bezwang die Angst
und begann den Kampf um Satyavants Leben mit dem gewaltigen Gotte.
Sie folgte ihm. hama wandte sich um und hieß sie zurückkehren, den
Gemahl zu bestatten. Weiter zu gehen sei ihr nicht erlaubt. Doch Savitri
spricht zu ihm von der heiligen Pflicht der Liebe und der Feundschaft.
Sie rührt dadurch die Seele des Totengottes. Wieder heißt er sie um—
kehren; doch einen Wunsch darf sie aussprechen, nur nicht den um des
Gatten Leben. So bittet denn Savitri um das Licht der Augen für König
Dyumatsena. Er gewährt es ihr. Doch nun möge sie umkehren. Er—
müdung werde ihr fernbleiben. „Mit den Guten soll man zusammen—
bleiben.“ Auf diesen Spruch gewährt Nama ihr einen zweiten Wunsch;
doch wieder darf er nicht um Satyavants Leben gehen. Da wünscht
Savitri, daß Dyumatsena sein Reich wiedererlange. Auch das sagt Nama
ihr zu. Doch möge sie nun umkehren. Savitris dritter Spruch: „Der
Gute zeigt auch Erbarmen dem Feind, der in die hände ihm fiel“,
erfreut Hama so, daß er ihr einen dritten Wunsch freigibt, wieder darf
es nicht Satyavants Leben sein. Savitri wünscht ihrem Vater gute Söhne.
Hhama verheißt sie ihm und mahnt sie wieder umzukehren.
Vom Vertrauen zu den Guten, das aus Liebe hervorquillt, spricht nun
Savitri so zu Nama, wie er es noch nie von jemand gehört. Darum gewährt
er ihr die vierte Gnade. Und Savitri wünscht nun sich selbst und Satyavant
einen herrlichen Sohn. ama hält sein Wort und heißt fie zurückweichen,
daß nicht Ermüdung sie überfalle. Wie gute Wesen handeln, wie sie
Guten nur Gutes erweisen, das zeigt nun in kluger Rede die Getreue
dem Totengotte. Und hocherfreut über ihr Wort, heißt er sie, sich eine
Gnade bedingen, der keine andere gleichkommt. „Leben soll mein Go—
mahl!“ ruft nun Savitri aus. „Halte, o heiliger, was du versprachst!
Keine Schranke hast du diesmal meinen Wünschen gesetzt.“ Und Yama
rief: „Ja, so sei's!“ und löste die Stricke von Satyavants Seele, und
mit fröhlichem Sinne verhieß er Savitri Segen für Satyavant und sein
ganzes haus auf ferne Geschlechter. Dann wandte er sich nach seinem
Palaste. Savitri aber eilte an die Stelle zurück, wo sie den Gatten ver—
lassen hatte. Sie trat herzu, setzte sich nieder, hob sein haupt in ihren
Schoß. Die Besinnung kam ihm wieder. Als ob er aus weiter Ferne
zurückkehre, blickte er sie lange voll Liebe an und begann endlich wieder