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Was nun thun? Die Ausführung des für notwendig erkannten
Baues aufgeben? So rieten einige; aber die Mehrzahl der massgeben¬
den Persönlichkeiten war der Ansicht, dass der Misserfolg lediglich in
einer Verkettung widriger Umstände zu suchen, der dem Entwurf zu
Grunde liegende Gedanke aber ein durchaus gesunder war. Die Firma
Harkort in Duisburg erhielt daher den Auftrag, einen neuen, dem
ersten ähnlichen Senkkasten anzufertigen. Schon im Mai 1883 konnte
die Ausfahrt des eisernen Unterbaues erfolgen. Nicht ohne Bangen
trat das Geschwader die Fahrt an. Da Ebbe war und das Wasser
stark nach der See hin ablief, vermochten 4 Dampfer kaum den Senk¬
kasten zu halten. Auf halbem Wege zog ein heftiges Gewitter herauf,
wodurch eine mehrstündige Verzögerung eintrat, aber glücklich wurde
endlich die Baustelle erreicht. Wieder öffnete man die Ventile, und
unter starkem Getöse fasste der Kasten Grund. Durch den Ebbe- und
Flutwechsel wurde übrigens in ganz kurzer Zeit so viel Meeresboden
weggeschwemmt, dass er sich fast 3 m in den Grund eingrub. Die
Arbeiten, die nun folgten, stellten an die Leistungen der Baumann¬
schalt keine geringen Anforderungen, und oft war sie gezwungen, bei
Sturm und Finsternis die Flucht weseraufwärts zu ergreifen. Nur
langsam gingen, da alles Füllungsmaterial von Bremerhaven durch
Segelschiffe herbeigeschafft werden musste, die Tiefersenkung, die
Ausmauerung und die Betonierung von statten. Erstere wurde durch
6 Sandgebläse bewirkt, die vermittels Dampfkraft in Betrieb gesetzt
wurden. Der Boden, welcher so aus dem Innern des Kastens aus¬
gehoben wurde, bestand anfangs aus grobkörnigem Sand und Muscheln,
später kam Steingeröll zu Tage. Mitte Oktober musste die Arbeit
eines heftigen Sturmes wegen aufgegeben werden. Das tobende Ele¬
ment hatte aber diesmal nur geringen Schaden angerichtet. Einige
noch nicht hintermauerte Platten waren von der Gewalt der Wellen
verbogen, aber nicht gebrochen. Zwei unerschrockene Männer, die
als Wache auf dem Bauwerk zurückgelassen waren, hatten entsetz¬
liche Stunden ausgehalten, da es oft schien, als sollten sie unter den
Wogenbergen begraben werden. Nach einer Unterbrechung von
einigen Monaten konnte man mit den Fundamentierungsarbeiten fort¬
fahren, und am 1. Juni 1884 nach einjähriger Arbeit war die Grün¬
dung vollendet. Der Senkkasten war auf die planmäfsige Tiefe von
22 m unter Null heruntergetrieben und ruhte 14 m tief in festem
Sande. Der äussere Schutz bestand aus 5000 cbm Senkfaschinen
und 600 cbm Felsblöcken. Die ausgezeichnete Witterung förderte die