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den Tätigkeiten waschen, sägen, schälen, melken usw.), Dramatisieren (z. B.
bei den Tätigkeiten lauern (Wanderer — Räubers, schlagen (Vater — „Büb-
lein auf dem Eise"f, tanzen (Liedchen „Liebe Schwester, tanz mit mir —1
u. ä. m.). So wurden auch die Eigenschaften behandelt, die Gerhardt eben¬
falls in Wörtergruppen bringt. —
Und so ist am Ende des 2. und des 3. Schuljahres ein entsprechender
Wortschatz Eigentum des Kindes geworden. Ja, in der Tat ge¬
worden! Denn wenn wir nach solchen Übungen, die ich hier ja nur skizzieren
konnte, mit unsern Kindern Rechtschreibungen, womöglich mit M. Z. ver¬
bunden (siehe in meinem „3. Schuljahr" S. 69: Rechen und Regen!), in
das „gute Buch" vornehmen, können wir versichert sein, datz die meisten
„orthographischen Schnitzer" überwunden sind. Dazu hat der Setzer¬
kasten das Seine redlich beigetragen. Dazu das Büchlein
von Gerhardt. Dazu — last not least — eine Inanspruchnahme
des ganzen Kindes. Und wenn ich hier von Arbeitsschule rede, so zeigt
eben die vorstehende Ausführung wieder, datz wir bei Arbeitsschule durchaus
nicht nur an manuelle Betätigung des Kindes zu denken haben. —
Sind wir nun im Lesen und Schreiben soweit gefördert, datz wir die
4 Alphabete beherrschen (die Erfahrung lehrt mich nunmehr bereits durch
7 Jahrs hindurch, datz wir bei langsamem Vorwärtsgehen im Anfang dafür
später sehr rasch vorwärts kommen: Kein einziges Kind meiner ungefähr 50
Kinder zählenden Klasse von 1910—12 war dabei, das nicht in dem nunmehr
eingeführten Märchenbuch mit hätte lesen können!), dann verschwindet die Fibel,
dann kommt — natürlich! — das obligatorische Schullesebuch, aber da¬
neben ein „Blaues Bändchen" von H. u. F. Schaffstein-Köln a. Rh.:
Unser „H ü h n e l - H ä h n e l - B ü ch e l". Das vorhin genannte Schullesebuch
könnte nach meiner Meinung ruhig ganz verschwinden, und wenn es keine
Fibel mehr gäbe, wäre es auch nicht schlimm. Ich getraute mich, ohne Fibel
und ohne Schullesebuch meinen Kindern das Lesen auch zu lernen, nur mit
dem Setzerkasten, woran sich eben, nachdem alle Alphabete — später auch
das lateinische — gelernt, anzuschließen hätte das genannte Hühnel-Hähnel-Buch,
sodann vielleicht das andere Blaue Bändchen, „M u t s ch i - B ü ch e l" genannt
(siehe „3. Schuljahr", S. 62). Wer beide Bändchen kennt, der weitz, was für
einen famosen Stoff sie bergen für unsre ersten Lesejahre. Und der trockne
Stoff des Schullesebuches — er ist auch in den neueren manchmal noch recht
trocken, wenn es auch hier und da besser geworden ist — kann nicht heran
an die Märchen von Grimm, Simrock, Haltrich, Petersen, Schröder, Reinick,
Storm, Löwenberg u. a. Man mache nur einmal den Versuch und schaffe den
Kindern — wie ich es getan — auf Weihnachten das Hühnel-Hähnel-
Buch an (meine Kinder haben sich im 1. Schuljahr das „Wiesenzwergbuch" von
Kreidolf,, im 2. das genannte Hühnel--Hähnel-Büchel, im 3. das Mutschi-
Büchel auf den Weihnachtstisch legen lassen), und man frage dann einmal nach
den Weihnachtsferien, ob sie schon einmal hineingeschaut haben in das Märchen¬
buch für ganze 30 Pfennig: Kaum eins war in der ganzen Klasse, das nicht
Reiniger Akt. Fragen a. d. Päd. d. Gegenw. IV: Wohlrab, Lebensvoller Unterricht, tz