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7. Die Franzosen im Spessart.
V 21 mt Lohr.
„ . . . In dem Amtsorte Langenprozelten wurde nach dem Einzuge
der Franzosen der Pfarrer Luchs dergestalt von den Franzosen bedrängt,
daß er nach Lohr floh. Ihm wurden J(000 fl., die er im Hochaltar ver¬
borgen gehabt, von den Franzosen weggenommen. Auch die Kirchen-
paramente, Monstranz und Kelche eigneten sich die Räuber an. Der durch
Plünderungen und Requisitionen in Langenprozelten entstandene Schaden
belief sich auf etwa 30 ooo fl. In Lohr betrug er 3( 7^ fl. . . .
Am schlimmsten unter allen Ortschaften des Amtes wurden Miesen
und Ruppertshütten mitgenommen.
Am \6. Juli traf ein französischer Offizier in Miesen ein und forderte
\30 Louisdors Brandschatzung; am 1(7. Juli wurde der (Drt von den
Franzosen besetzt. Der rechte Flügel der Armee unter General Kleber
lagerte da drei Tage, auch war General Iourdan anwesend. Etwa
30 ooo ZTtann mit io ooo Pferden kamen durch Miesen. Durch Plünderung,
Beschädigung an Feldfrüchten, Megnahme eines großen Teiles des Zug-,
Schweine- und Schlachtviehes entstand ein Schaden von 27 65\ fl. Die
durch die Franzosen eingeschleppte Viehseuche forderte mehr als i_oo Stück
(im ganzen Amte Lohr 767 Stück). Ende August und anfangs September
war nahe bei Miefen ein französisches Lager. 37 ooo fl. Schulden hinter¬
blieben der armen Spessartgemeinde als Folge des Einfalles.
Bei Ruppertshiitten lagerte an der Schanz das Zentrum der fran¬
zösischen Armee in einer Stärke von 40 000 Mann drei Tage lang. Der
Bürgermeister vergrub in der Nacht auf den 1(9. Juli 75 fl. Gemeindegeld
in einem Scheuerboden unter das Gebälk eines Schweinstalles \1/2 Schuh
tief. Am nächsten Nachmittag fanden es zwei Franzosen. 79 Rinder,
2(3 Schweine, (28 Bammel und Geißen wurden requiriert. Die Ein¬
wohner mußten sich die notwendigsten Kleider von auswärts kommen
lassen. Sechs Porfpanntvagen mußten mit dem Beere fort. Nach \y Tagen
kehrten die Fuhrwerksleute zurück, aber alle ohne Magen und Zugvieh.
Das Dorf erlitt einen Perlust von 24 8^9 fl."
2. (Dbernburg.
„. . . Am 6. September früh um 1/28 ilhr erscholl die Nachricht,
daß gegen 500—700 Franzosen im Anmarsch wären. Zu gleicher Zeit
wurde die Sturmglocke gezogen und die Trommel geschlagen. Zu meinem
Schrecken sah ich bei einem Blick auf die Straße Soldaten und Bürger in
Massen aller Art vors Tor ziehen. Ich eilte dahin und glaubte den £?aupt-
mann noch anzutreffen und denselben zu bereden, mit seiner Mannschaft
abzuziehen und also die Bürger zum Niederlegen der Massen zu bringen.
Allein der f^auptmann war mit den Ehevauxlegers vorwärts, die Sturm¬
glocke tönte fortwährend und mit den Soldaten waren schon bewaffnete