Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

Sechster Zeitraum. 
hoͤrte Rom nun auf, der Sitz der Mäßigkeit zu sein: eine 
fürchterliche Sucht nach Gelde riß unter seinen sonst so 
mäßigen Bürgern ein. Der Ackerbau gab jetzt nicht mehr 
Zinsen genug, man ließ die mühsam, doch sicher nährende 
Pflugschaar egen, und erwählte das Schwert. Die jungen 
Patrizier drängten sich zu Ehrenstellen, jetzt nicht mehr aus 
Ehrgeiz, nein, aus Habsucht. Die Beute lockte sie, der Geld— 
hunger machte sie tapfer. Doppelt unglückliches Voll, bei dem 
der der Geistesbildung vorschreitet! Nur einzelne Römer 
blieben noch der alten Sitte treu. Cato der Aeltere, 
der alle Staatsämter bekleidet hatte, ging als Prätor in 
Sardinien noch immer in schlechte Wolle gekleidet, machte 
alle seine Amtsreisen zu Fuße, trank keinen bessern Wein, 
als seine Sclaven, und weissagte schon damals den Fall der 
Stadt, in welcher, wie er sagte, ein Fisch mehr koste, als 
ein Ochs. Als Censor brachte er durch seine Strenge fast 
das ganze Volk gegen sich auf, besonders die Frauen, die 
ein im zweiten puͤnischen Kriege gegebenes Gesetz, nicht 
mehr als eine halbe Unze Goldes und keinen sonstigen 
Schmuck zu besitzen, abgeschafft wissen wollten, und es dem 
strengen Censor zum Trotz wirklich durchsetzten. Cato aber 
erhielt den Spottnamen der Censor. 
8 22. 
Dite Römer in Asien. 
(190 v. Christus.) 
So sehr Karthago auch gedemüthigt war, so konnte doch 
Hannibals rachedurstender Geist noch nicht ruhen. Er sah 
in Griechenland Spartaner und Aetolier gegen die anma— 
ßenden Römer erbittert, und über Syrien herrschte da— 
mals ein König, Antiochus, der, eben so unruhig wie 
Pyrrhus, mit allen seinen Nachbaren Händel suchte, und 
durch verschiedene glückliche Kriege sein Reich in Asien be— 
trächtlich erweitert hatte. Diese Umstaͤnde benutzte der schlaue 
Hannibal augenblicklich. Er schickte heimlich Gesandte zum 
Antiochus, rieth ihm, sich mit dem unzufriedenen Theile der 
Griechen schnell zu verbinden; und die Römer in ihrem 
42
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.