Las Casas 263
aber, wer die Pflanzungen und die Bergwerle bestellen sollte
wenn man den Indianern die Freiheit wieder gäbe. Da
wurde unter andern der Vorschlag gemacht, statt der schwäch⸗
lichen Americaner lieber african ische Sclaven einzufüh—
ren, deren stärkerer Körperbau doch den harten Arbeiten
in den Bergwerken und den Plantagen nicht so schnell erlie⸗
gen würde
Las Casas scheint auf diese Maßregel eingegangen zu
sein oder sich ihr doch nicht widersetzt zu haben, um seinen
schwachen Schützlingen mindestens einige Erleichterung zu
verschaffen, und von zweien Uebeln das geringere zu väh—
len. Daher ist die ungegründete, zuerst von dem spätern
Herrera aufgestellte und von vielen Schriftstellern wie—
derholte Meinung entstanden, daß Las Casas der Urheber
des Handels mit Negern nach America sei Ein solcher Vor⸗
schlag kam nicht von ihm, seine ganze Persönlichkeit und
Gesinnung spricht dagegen, kein gleichzeitiger Geschichtschrei
ber thut davon Meldung, und aus des Bischofs eigenen
Schriften läßt sich eher das Gegentheil folgern. Lange vor
der Enldeckung von America kauften die Spanier Neger von
den Portugiesen, welche das entehrende Gewerbe des Men—
schenhandels beltrieben, und führten sie nach S. Domingo,
wo sie sich allmälig vermehrten, und sich als Arbeiter in den
Zuckerpflanzungen besonders brauchbar zeigten.
Aber auch die Freude sollte Las Casas nicht haben
durch Einführung der Neger die Leiden seiner armen Indi—
aner gemildert zů sehen: diese wurden noch immer von den
barbarischen Colonisten herangezogen Das war mehr, als
der edle Menschenfreund ertragen konnte: 500 Jahre hatte
er vergeblich in der neuen Welt gearbeitet 12 mal vergeb—⸗
lich den Dcean durchschifft, da legte er sein Bisthum in
Mexiko nieder, lebte noch einige Jahre in Gram zu Ma—
drid, und starb dort 1556 in einem Alter von 82 Jahren.