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Seeseite zugleich ein fürchterliches Bombardement auf Kopenhagen; besonders
thaten die mit den brennbarsten Stoffen gefüllten congreveschen Raketen den
entsetzlichsten Schaden. Drei Tage und drei Nächte hindurch wurde die Stadt
unaufhörlich beschossen. Ueberall brach Feuer aus; bald lagen 25 Straßen
in Asche, eine Menge der Einwohner wurde getödtet, die Stadt schien unter¬
gehen zu sollen. Da endlich capitulirte der dänische Commandant; Kopenhagen
wurde auf 6 Wochen von den Engländern besetzt, und alle Kriegsschiffe,
Schiffsvorräthe und Materialien von ihnen als Beute fortgeschleppt. Die
Folge davon war, daß nun der Kronprinz England den Krieg erklärte, daß
er sich Napoleon in die Arme warf, und daß französische Truppen Dänemark,
um es gegen England zu schützen, besetzten. Sie blieben bis zum Jahre 1809;
Dänemark blieb aber von nun an dem Bündnisse mit Frankreich getreu.
Auch das entfernte Portugal wurde in das allgemeine Kriegsverderben,
mit dem Napoleon Europa erfüllte, sehr unschuldigerweise hineingezogen. Die
regierende Königin (Maria, Wittwe Peters III., 1777 — 1816) war geistes¬
schwach ; für sie regierte ihr ältester Sohn, der Prinz Johann. Er hatte sich
bisher an England angeschlossen, weil das Land ohne den Handel mit dem¬
selben nicht bestehen konnte. Jetzt befahl Napoleon gleich nach dem tilsiter
Frieden gebieterisch, daß er die Engländer von seinen Häsen ausschließen sollte.
Was sollte Johann thun? Heimlich blieb er England getreu, und entschloß
sich, im Falle der Noth Portugal Preis zu geben, und nach Brasilien aus¬
zuwandern, während er, um Zeit zu gewinnen, mit Napoleon unterhandelte
und zu gehorchen versprach. Aber dieser hatte längst Absichten auf Portugal,
und ließ ein Heer unter General Junot durch Spanien gegen Lissabon aus¬
brechen; denn er hatte die Absicht, einen Theil des Landes der verwittweten
Königin von Hetrurien, der er dafür ihr Land genommen hatte, zur Ent¬
schädigung zu geben. Jetzt rückte Junot in Portugal ein, und war nur noch
wenige Stunden von Lissabon entfernt. Eilig schiffte sich Johann mit seiner Fa¬
milie und seinen Schätzen ein (27. November 1807), segelte nach Brasilien, und
schlug hier in Rio Janeiro seinen Thron auf. Junot aber hielt am 1. De-
cember seinen Einzug in Lissabon, und erklärte, daß das Haus Braganza zu
regieren aufgehört habe. Bon einer Entschädigung der Königin von Hetrurien
war aber nicht weiter die Rede.
Es war, als wenn jedes Gelingen einer Gewaltthat den unersättlichen
Herrscher zu neuen Räubereien aufmunterte. Zunächst kam Spanien an die
Reihe. Hier regierte Karl IV. 1788 — 1808, ein höchst schwacher und träger
Fürst. Er hatte nur Sinn für die Jagd, und überließ die Regierung seiner
Frau, und diese wieder dem sogenannten Friedensfürsten, Emanuel Go dop.
Dieser Mann hatte sich als Lieutenant der Garde durch sein schönes Guitarren¬
spiel der Königin so empfohlen, daß sie ihn zu ihrem Günstlinge machte, und
durch ihre Gunst stieg er von Stufe zu Stufe, bis er erster Minister war, und
statt des Königs unumschränkt regierte. Die höchsten Ehren wurden ihm zu¬
gewandt, ja sogar befohlen, ihn ebenso wie den König zu ehren. Dabei war
er ein Mann ohne ausgezeichnete Talente, voll niedriger Leidenschaften, und
verschwendete die Gelder des Staates. Die Großen haßten ihn, weil er sie
übermüthig behandelte, und er doch- an Geburt unter ihnen stand. Auch das
brachte sie auf, daß er Spanien seit dem Frieden von Basel in die Abhängigkeit