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stapelplatze orientalischer Waaren, und Regensburg, der ein¬
zigen Stadt in Bayern, in deren alterthümlichen Burg Karl
oft Hof hielt. Neu errichtete Schulen beförderten des Volkes
Bildung, fleißig abgehaltene Landtage und Synoden die
Rechtspflege und die kirchlichen Einrichtungen, glücklich ge¬
führte Kriege gegen Slaven und Avaren die Erweiterung
und Sicherheit der vaterländischen Gränzen.
27.
Vertilgung der Avaren; Bekriegung der Slaven.
Kein Bajoar zuckte für der Agilolfingen Recht das
Schwerd. Nur die wilden Avaren hielten gegebenes Wort.
Sie brachen hervor über die ^llpen nach Italien, über die
Ens nach Bayern, und verheerten alles Land (789). Da ward
Karl ihrer müde und beschloß den Vertilgungskrieg.
Im I. 791 zog er mit großer Kriegsmacht und mit
einer Flotte der Bayern die Donau hinab, und bekämpfte in
zehn Feldzügen die Macht dieses tartarischen Hirtenvolkes,
blutig für beide Theile, endlich verderbend für die Avaren
(796). Ihre wunderbarlichen Festen und Städte, Erdwälle
und hölzerne Mauern, alle in ungeheueren Ringen gebaut,
wurden nach langen verzweifelten Kämpfen erstürmt, bezwun¬
gen, gebrochen, das Innerste unter mörderischen Streiten auf-
gethan, der hier seit Jahrhunderten angehäufte Raub von
Europa, ein unermeßlicher Schatz, erobert, nach Aachen ge¬
bracht, und zur Hälfte dem Pabste geschenkt, das Land 52
Tage lang geplündert, gesengt und gebrennt, Männer, Wei¬
ber und Kinder gemordet oder als Sklaven ins fränkische
Reich geführt, das verödete Land aber bis zur Raab, Theiß
und Save mit bayerischen und schwäbischen Kolonisten ange¬
siedelt, fränkischen Grafen und Bischöfen untergeben, und nach
seiner Lage Markgrafschaft Ostarrichi, auch Marchia Bajo-
ariae genannt.