Otto Ludwig.
Abschied.
1. Ein Birkchen stand am Weizenfeld,
gab Schatten kaum erst sechzehn Jahr.
Das hat den Bauer sehr erbost,
daß die paar Fuß der Sonne bar.
2. Ich ging vorbei, der Bauer schlug,
dem Stämmchen ward so wund und weh.
Es quält die Art, das Bäumchen ächzt
und ruft mir zu: „Ade, ade!“
3. Die Krone schwankt, ein Vöglein kam,
das seinen Frieden hatte dort,
noch einmal sucht im Hin und Her
das Krallchen Halt im grünen Port.
4. Das Bäumchen sinkt, der Vogel fliegt
mit wirrem Zwitscherlaut ins Land;
ich schümte mich vor Baum und Tier
und schloß die Augen mit der Hand.
VOlto Ludwig
geb. den 11. Februar 1813 in Eisfeld, gest. den 25. Februar 1865 in Dresden.
Es windet zwischen HSügeln —.
1. Es windet zwischen Hügeln 4. Hoch an dem Felsen drüber,
ein enges Tal sich fort, da webt der letzte Schein
es schwebt mit müden Flügeln verwaist, verweht vorüber,
ein Vöglein überort. nun muß es dunkel sein.
2. Es tönt sein leises Singen 5. Und dunkel ist's, und Schweigen
trüb übers Bächlein drin, ruht über nah und fern,
das hüpft mit Silberklingen am Himmel aber zeigen
durch Rain und Stein dahin. will sich ein milder Stern.
3. Und auf den tiefern Matten, 6. Der müde Vogel singet:
da hat die stille Nacht „Dank, süßer, süßer Schein!“
aus purpursamtnen Schatten Ich schlummre schon, das klinget
ihr Bette schon gemacht. in meinen Traum hinein.
7. So stille Lüfte fächeln
es fließt vom Firmament
herab dein süßes Lächeln,
o träumt' ich ohne End'!