Full text: [[3] = Oberstufe, [Schülerbd.]] ([3] = Oberstufe, [Schülerbd.])

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Nichts desto weniger sprang ich aus meinem Wagen und 
spannte zuvörderst dié Pfordeée aus. Hieèrauf nahm ich den 
Wagen samt den vier Rädern und allen Päckereien auf meine 
Sschultern und sprang damit über Ufer und Hecke, ungefähr 
neun Fub hoch, was in Rücksicht auf die Schwere der Kutsche 
eben keine Kleinigkeit war, auf das Feld hinüber. Durch einen 
andern Rücksprung gelangte ich, die fremde Kutsche vorüber, 
wieder in den Veg. Darauf eilte ich zurück zu unsern Pferden, 
nahm unter jeden Arm eins und holte sie auf die vorige Art, 
nämlich durch einen zweimaligen Sprung hinüber und herüber, 
gleichfalls herbei, lieb wieder anspannen und gelangte glücklich 
am Ende der Station zur Herberge. 
Hier erbolten wir uns vieder von unserm Abenteuer. Der 
Postillon hing sein Horn an einen Nagel beim RKüchenfeuer, 
und ich setzte miceh ihm gegenüber. 
Nun hört, ihr Herren, was geschah! Auf einmal ging's: 
Tereng! tereng! tengs! teng! Vir machten grobe Augen und 
fanden nun auf einmal die Ursache aus, varum der Postillon 
sein Horn nicht hatte blason Können. Die Töne waren in dem 
Horn festgefroren und kamen nun, so wie sie nach und nach 
auftauten, hell und klar zu nicht geringer Ehre des Vubr- 
manns heraus; denn die ebrlicheé Haut unferhielt uns nun eine 
ziemliche Zeit lang mit den herrlichsten Modulationen, ohne 
den Mund an das Horn zu bringen. Da hörten wir den preu— 
ßischen Marsch — Ohne Lied und ohne Wein — Als ich auf 
meiner Bleiche — Gestern Abend war Vetter Michel da — 
nebst noch vielen andern Stückchen, auch sogar das Abendlied: 
Nun ruhen alle VWalder. — Nit diesem letzten endigte sich 
denn dieser Tauspab, so0 wie ich hiermit meine russische 
Reisegeschichte. Noeinrlen Raspo. 
161. Ein guter Lnecht. 
Der Gutsbesitzer Vormann hatte einen braven RKnecht, 
und daß er brav war, erfuhr er zuerst durch eine kleine That- 
sache, an die sich später viele andere anreibten. 
Der Knecht hatte nichts davon gewubt, dab ein Auge ibn 
sah, als er sich brav benahm, und das sind die besten Tbaten, 
die so geschehn; sie werden nur selten äuberlich belohnt, aber 
sis haben doch einen guten Zahlmeister, der immer bare Münze 
hat, und das ist der Herr Geheime Kabinetsrat im Herzen, und 
wer den bei sicoh richtig angestellt weib, dem kann es einerlei 
sein, wie er selbst und vie andere in der Wolt betitelt werden. 
Es var ein heißer Mittag, als der Knecht Konrad mit 
seinen Pferden vom Ackern heimgekommen war. Die beiden 
Pferde wurden gefüttert und abgeschirrt, denn jeder, der es 
wvissen will, veiß, daß auch ein lier nicht zur rechten Rube 
kommt, so lange es das Geschirr auf dem Leibe hat; aber 
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