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3. Denn holde Bilder drinnen prangen
aus unsrer lieben Jugendzeit:
das Mutterherz voll Lust und Bangen,
das Vateraug' voll Zärtlichkeit,
das Schwesterlein in seiner Wiege
mit seinem Köpfchen, rund und kraus,
der Brüder laute, lust'ge Kriege: —
dies alles zeigt das Vaterhaus.
4. Gar manchen schönen Festesmorgen
und manchen Abend, lieb und traut,
und manche Hoffnung, still verborgen,
die sich das Kinderherz erbaut.
das Weihnachtsbäumlein voller Schöne,
den Osterhas', den Nikolaus
und all die lauten Freudentöne: —
dies alles bringt das Vaterhaus.
5. O Vaterhaus voll Glück und Frieden,
sei uns gegrüßt viel tausendfach,
ob längst wir sind davon geschieden,
ob noch uns birgt das liebe Dach!
Nimm unsern Dank für allen Segen,
der je von dir uns strömte aus!
Wir denken dein auf allen Wegen,
geliebtes, treues Vaterhaus.
Jsabella Braun.
52. Abschiedsworte eines
1. Du wanderst in die Welt hinaus
auf dir noch fremden Wegen;
doch folgt dir aus dem stillen Haus
der treusten Liebe Segen.
2. Ein Ende nahm das leichte Spiel;
es naht der Ernst des Lebens.
Behalt im Auge fest dein Ziel;
geh keinen Schritt vergebens!
3. Gerader Weg, gerades Wort,
so will's dem Mann gebühren;
wer Ehre sich erwählt zum Hort,
den kann kein Schalk verführen.
4. Nimm auf die Schultern Last unb
mit frohem Gottvertrauen, sMüh'
Vaters an seinen Sohn.
und lerne, wirkend spät und früh,
den eignen Herd dir bauen!
5. Halt choch das Haupt, was dir auch
und werde nie zum Knechte! sdrohl,
Brich mit dem Armen gern dein Brot>
und wahre seine Rechte!
6. Treib nicht mit heil'gen Dingen
und ehre fremden Glailben, sSpott,
und laß dir deinen Herrn und Gott
von keinem Zweifler rauben!
7. Und nun ein letzter Druck der Hand
und eine letzte Bitte:
halt dich getreu im fremden Land
zu deines Volkes Sitte! J«l. Stur«.
53. Aus „Hanne Nute."
De Hauptsak is, lihr wat, Jehann,
un kumm taurügg as Jhrenmann!
Makt 't Handwark di ok buten swart,
holl rein de Hand un rein dat Hart!
5 Js't Mark tau En'n un dod dat Für,
denn mak di sauber, glatt un schir;
dat is ok bin'n kein rendlich Mann,
de nich sauber geit, wenn hei't hewwen
DreiJohr, datis 'nelange Tid, skann,
40 wenn ein sei vör sick liggen süht:
drei Johr, dat is 'ne körte Spann,
wenn ein sei süht von achter an.
Sei sünd tau lang, üm s' tau verliren:
sei sünd tau kort, üm uttaulihren.
15 Reis' nich ümher as blinne Heß,
un sinnst du wat, denn kik irst tau:
Wat up de Strat liggt, up den Meß,
dat nimm nich up, dat lat in Rau!
Gedanken gläuh in Helle Eff':
20 doch sünd sei rein von Slack un Slir,
denn fat din Wark mit Tangen an!—
Holl wiß, holl miß, min Sühn Jehann,
un smäd din Mark in frischen Für!
Fritz Reuter.