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vorwirfst. Überhaupt, was nicht gehütet wird, gehört dir. Warum
sorgen die Bauern nicht besser für ihre Felder, die ohne dich schlecht
genug gehütet sein würden! Nur weil die Menschen und Thiere Furcht
vor dir haben, ist die Welt ruhig. Denke dir eimnal, daß man keine
Furcht vor dir hätte, und daß alle Thiere ohne Hirten ansgiengen.
Sie würden alle Felder und Wälder verwüsten, und überall würde
Hungersnoth ausbrechen. Du gehst ganz ruhig durch die Feldmark
und hast nichts Böses im Sinne. Da fallen sie alle gleich über dich
her, als ob dn ein Räuber wärest, greifen nach Knitteln und Waffen
und hetzen die wüthenden Hunde aus dich. Da ist es kein Wunder,
daß du grollend davon gehst und mit solchem Volke nicht ans fried¬
lichem Fuße leben kannst. Du nennst dich, wie die Frommen zu thun
pflegen, einen Sünder; aber dn bist darum noch keiner. Deine
Thränen zeugen dafür, daß du gut und ohne Falsch bist. Hast du
nicht selbst gesagt, daß du einst zehn Ferkelchen von langsamem Todes¬
kampfe befreit hast? und ist das nicht ein frommes Werk, mit dem
du dir den Weg zum Himmel gebahnt hast? Wer plötzlich ertrinkt,
stirbt seliger, als wer sich erst noch lange int Wasser abquälen muß.
Du hast die rasch erlöst, ans die ein langwieriges Hinsterben wartete,
und hast damit alle deine Vergehen gebüßt. Damit du aber nicht
ganz ohne Strafe ausgehst, sollst du eine Zeit lang dich bei deinen
Mahlzeiten des Trinkens enthalten? <Jch unterwerfe mich dieser
Strafe willig und gern,' sprach der Wolf, und der Fuchs hieß ihn
aufstehen und warf sich statt seiner zu Boden, um zu beichten.
<Jch bin,' sagte der Fuchs, ‘eilt Lüg er und Betrüger, gefräßig
wie drei Bären und werde doch nicht satt. Ich strecke mich wie todt
auf die Heide. Da kommt dann die Krähe, hüpft und springt mir
ans Bauch und Kehle und denkt ein gutes Frühstück gefunden zu
haben. Sie versucht meine geschlossenen Augenlider zu öffnen, um
mir die Augen auszuhacken, oder kommt meinem Rachen, aus dem die
Zunge lang hervorhängt, nahe. Dann springe ich auf, verschnappe
sie und verspeise sie bis auf die Knochen. Oder ich schleiche durch
die Dörfer, zerreiße die Hühner sammt dem Hahnen, springe ins Wasser
und fasse mit scharfen Krallen die schwimmende Ente. Habe ich die
Gluckhenne von einein Mandel Küchlein weggeführt, so zeigt sich der
Hühnerhabicht, um die jammernde Brut in sein Nest zu tragen. Daun
ergreift mich Mitleid um die Unglücklichen, die den Hof mit Klagen
erfüllen, unb um sie den langen Gefahren, die ihnen vom Habicht
drohen, zu entreißen, lasse ich sie eins nach dein andern in meine
Kehle gehen. Einen Tag, an dem ich keine Schalkheit verübt habe,
halte ich für verloren. Ich kann nicht jedes Einzelne nennen, aber
ich empfinde Rene und will inich der Buße unterwerfen.'
Der Wolf war erstaunt, daß der Fuchs sich für einen landkun-
digcn Sünder ausgebe, da er doch nichts Böses gethan, was so vieler
Worte werth sei. Wu liegst,' sagte er, <ganz schuldlos in deinem
Ban oder durchwandclst, deiner Nahrung nachgehend, die Felder.