Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3)

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Macht schnell die Schuldbewußten kund. 
Man reißt und schleppt sie vor den Richter, 
Die Scene wird zum Tribunal, 
Und es gestehn die Böscwichter, 
Getroffen von der Rache Strahl. 
81. 
Der Binger mäuseturm, 
■von den brüdern Grimm. 
deutsche sagen. Berlin 1816 und 18. I, 328. — 2. aufl. 1865. I, 288. 
Zu Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher türm, von 
dem nachstehende sage umgeht, im jähre 974 ward grosze Steue¬ 
rung in Deutschland, dasz die menschen aus noth katzen und 
hunde aszen und doch viele leute hungers stürben, da war ein 
bischof zu Mainz, der hiesz Ilatto der andere, ein geizhals, dachte 
nur daran, seinen schätz zu mehren, und sah zu, wie die armen 
leute auf der gasse niederfielen und bei hausen zu den brotbänken 
liefen und das brot nahmen mit gewalt. aber kein erbarmen kam 
in den bischof, sondern er sprach: ‘lasset alle arme und dürftige 
sammeln in einer scheune vor der stadt, ich will sie speisen.’ und 
wie sie in die scheune gegangen waren, schlosz er die thu re zu, 
steckte mit teuer an und verbrannte die scheune sammt den armen 
leuten, jung und alt, mann und weih. als nun die menschen unter 
den flammen wimmerten und jammerten, rief bischof Ilatto: ‘hört, 
hört, wie die mäuse pfeifen!’ allein gott der herr plagte ihn bald, 
dasz die mäuse tag und nacht über ihn liefen und an ihm fraszen, 
und vermochte sich mit aller gewalt nicht wider sie behalten und 
bewahren, da wuszte er endlich keinen andern rath, als er liesz 
einen türm bei Bingen mitten in den Rhein bauen, der noch heu¬ 
tiges tags zu sehen ist, und meinte sich darin zu fristen; aber 
die mäuse schwammen durch den ström heran, erklommen den 
türm und fraszen den bischof lebendig auf. 
82. 
Graf Eberhard der Kaufchebart. 
Bon Uhland. 
Gedichte. Stuttgart und Tübingen 1853. S. 356. — 54. Aufl. 1869. 
1, Der Überfall int Wildbad. 
3n schönen Sonnnertagen, wann lau die Lüfte wehn, 
Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, 
Da ritt aus Stuttgart'« Thoren ein Held von stolzer Art, 
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. 
Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus,
	        
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