Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3)

281 
siche in der Natur, alles, was unsere Fassungskraft übersteigt, wird 
ui einer romantischen Gegend zur Quelle des Genusses. Die Phan¬ 
tasie übt dann das freie Spiel ihrer Schöpfungen an dem, was von 
den Sinnen nicht vollständig erreicht werden kann; ihr Wirker: nimmt 
kine andere Richtung bei jedem Wechsel in der Gemüthsstimmuug 
des Beobachters. Getäuscht, glauben rvir von der Außenwelt zu 
empfangen, was wir selbst in diese gelegt haben. 
141. 
Zwei Spiegel. 
Von Rückert. 
Weisheit deS Brahmanen 4. Aufl. Leipzig 1857. S. 9. 
Iw ei Spiegel sind, worin sich selber schaut mit Wonne 
Die hohe Himmels- und die höchste Geistersonne. 
Ein Spiegel ist das Meer, von keinem Sturm empört, 
Ein andrer das Gemüth, von keinem Drang verstört. 
142. 
Der Spiegel. 
Von Jean Paul. 
Werke. Berlin 1826-1838. l, XXI. 
Cs hängt zwischen Himmel und Erde ein großer Spiegel von 
Krystall, in welchen eine verborgne neue Welt ihre großen Bilder 
wirft; aber nur ein unbeflecktes Kindesange nimmt sie wahr darin, 
ein besudeltes Thierauge sieht nicht einmal den Spiegel. 
143. 
Heraus! 
Von Mosen. 
Gedichte 2. Ausl. Leipzig 1843. S. 105. — Werke. Oldenburg 1863. I, 79. 
Rias ist das für rin Ahnen 
So heimlich süß in mir? 
Was ist das für ein Mahnen: 
'Heraus! Heraus mit dir! 
Du Träumer aus der Wintergruft, 
Heraus! Heraus zur Frühlingsluft! 
Heraus!' 
Der rothe Finke picket 
Ans Fenster wunderlich 
Und blickt mich an und nicket, 
Als grüßt' er freundlich mich 
Und rief': Du finstres Menschenkind, 
Heraus zum frischen Morgenwind! 
Heraus!' 
Sahst du das Hirtenknäblein, 
Den Lenz, du kleiner Wicht? 
Zerbrich mit deinem Schnäblein 
Mir nur das Fenster nicht! 
Trieb er schon ans dem Weidenhaus 
Die Silberschäfchcn klein und kraus 
Heraus? 
Du meinst, die Fischlein springen 
Am warmen Uferrand, 
Wir tvollten aber singen 
So frei durchs ganze Land, 
Durch grünen Zaun und Blütenbnsch, 
Durch Wälder und durch Auen, husch 
Hinaus?
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.