fullscreen: Leitfaden der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen (Teil 2)

Neuere Zeit. 
§ 76. Ergebnisse der mittelalterlichen Entwicklung. Die letzten 
beiden Jahrhunderte (von etwa 1273 an) hatten die im früheren 
Mittelalter herrschenden Zustände von Grund aus verändert: 
1. Die staatlichen Verhältnisse hatten sich verschoben. Das 
starke Königtum des früheren Mittelalters hatte seine Hoheitsrechte 
an die Fürsten und freien Städte abgetreten. Nur insoweit sie 
etwas für das Reich thaten, konnte dieses nach außen hin noch Macht 
entfalten; doch waren auch sie in ihren Beschlüssen vielfach gebunden 
an die Zustimmung ihrer Unterthanen, vor allem ihrer Adligen und 
Städte, der sogenannten Landstände. Außer durch den Kaiser wurde 
das Reichsganze dargestellt durch das Reichskammergericht und den 
Reichstag, zu dem der König die Reichsstände, nämlich die Kur¬ 
fürsten, die weltlichen und geistlichen Fürsten (aber nicht die 
Reichsritter) und die Bürgermeister der Reichsstädte berief. 
2. Es war ein durchgehender Umschwung im äußeren Leben der 
Menschen erfolgt. Nicht mehr der Landbau war in vielen Gegenden 
die Hauptbeschäftigung, sondern der Handel; nicht mehr in Land und 
ländlichen Erzeugnissen bestand der größte Reichtum, sondern in Geld. 
Auf Kapital gründete sich allmählich das wirtschaftliche 
Leben Deutschlands, nicht mehr auf die Erzeugnisse der 
Natur. Hand in Hand damit ging 
a) das Aufblühen der Städte und des Kaufmannsstandes, 
b) der Verfall des Rittertums. Dieser wurde zudem befördert 
durch die veränderte Kriegführung infolge der Verwendung 
größerer Massen von Fußtruppen (Landsknechte). Ihre Waffe 
war lange Zeit ein 18 Fuß langer Spieß (Pike); erst später 
und ganz allmählich trat an dessen Stelle das Schießgewehr 
(Berthold Schwarz!). 
3. Ein großer Umschwung im inneren Leben des mittelalter¬ 
lichen Menschen, in seinem Denken und Glauben war nach und nach 
eingetreten. Die Päpste hatten die Aufgabe, die sie den Kaisern 
eine Zeit lang abgenommen hatten, nämlich die gesamte abendlän¬ 
dische Christenheit zu beherrschen, auf die Dauer nicht erfüllen können, 
weil sie diese Beherrschung auch im weltlichen Sinne auffaßten. Die
	        
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