Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

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die Schlacht. Anfänglich gerietben die Brandenburger in Nachtheil. 
Als dies der Kurfürst gewahrte, eilte er an den gefährdeten Platz. Nach 
der Chronik glichen seine Augen „zween funkelnden Kometen". Er 
stellte sich an die Spitze der Schwadronen und rief: „Getrost, tapfere 
Soldaten, ich, euer Fürst und nun euer Capitän, will siegen oder ritterlich 
mit euch sterben." Dann ging es vorwärts. Nun ritt der Kurfürst 
ein weißes Roß, daran erkannten ihn die Schweden und begrüßten ihn 
mit einem Hagel von Kugeln. Sein Stallmeister Froben, der die Ge¬ 
fahr. in welcher der Kurfürst schwebte, rasch erkannte, ritt herzu und 
sprach: „Herr Kurfürst, ich sehe, euer Schimmel ist scheu geworden; gebt 
ihn mir und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Rosse ge¬ 
wechselt, so sank der edle Froben, von einer Kugel getroffen, zur Erde. 
Gleich darauf ward der Kurfürst von den Schweden, die mit oft be¬ 
währter Tapferkeit fochten, umringt: aber neun brandenburgische Reiter 
ließen ihre Klingen sausen und hieben ihn wieder heraus. Noch eine 
Weile schwankte die Schlacht. Da nahm die brandenburgische Reiterei, 
an deren Spitze die Gestalt Dörflingers hervorstach, einen wuchtigen 
Anlauf. Das brachte die Entscheidung: die Schweden wankten, wichen, 
flohen. Anfangs fanden die Fliehenden in Fehrbellin Schutz. Als man 
zu einer Beschießung der Stadt rieth, sagte der Kurfürst: „Zch bin nicht 
gekommen, mein Land zu verwüsten, sondern es zu retten." Bald ge¬ 
lang es vollständig, die Schweden aus dem Lande zu vertreiben. Mit 
der ihnen abgenommenen Kriegsbeute wurden die geplünderten Einwohner 
entschädigt. 
Was dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm aber zu noch höherem 
Ruhm gereicht, als die vielen von ihm erworbenen Kriegslorbeeren, das 
ist die weise Fürsorge, die er dem Wohlergehen seiner Unterthanen, 
überhaupt der inneren Entwicklung seines Reiches widmete. So zog er 
aus der Schweiz und den Niederlanden tüchtige Colonisten ins Land, 
nahm die gewerbfleißigen Hugenotten, welche durch eine schmachvolle 
Maßregel aus Frankreich verbannt waren, mit kluger Bereitwilligkeit 
auf; ferner begünstigte er die Gewerbe und den Handel, ja er schuf 
sogar eine kleine Flotte und erwarb an der Küste Afrikas einen Colonial¬ 
besitz, der später freilich wieder ausgegeben wurde. Mit vollem Rechte 
konnte sein berühmter Enkel Friedrich der Große später von ihm sagen: 
„Der hat viel gethan." 
294. Fehrbellin. 
Herr Kurfürst Friedrich Wilhelm, der große Kriegcsheld, 
Seht, wie er auf dem Schimmel vor den Geschützen hält; 
Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin, 
Das was ein heißes Streiten am Tag bei Fehrbellin. 
Wollt ihr, ihr trotz'gen Schweden, noch mehr vom deutschen Land? 
Was tragt ihr in die Marken den wüth'gen Kriegesbrand? 
Herr Ludwig vgn der Seine, der hat euch aufgehetzt, 
Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfetzt, 
Doch nein, Graf Gustav Wrangcl, hier steh nun einmal still, 
Da kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will, 
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen Ritt
	        
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