Full text: Deutsches Lesebuch für Bürgerschulen (Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj., [Schülerbd.])

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diese auf ihn ein; aber mancher Harnisch wurde vom Blute rot. Da 
mit einem mächtigen Satze sprang er aus dem Hause, und ob die Feinde 
auch von allen Seiten auf ihn eindrangen, sie konnten ihn doch nicht 
hindern, in den Saal zu gelangen, wo seine Genossen sich befanden. 
Wie ein Eber vor den Hunden wich er kämpfend zurück, und blutige 
Spuren bezeichneten seinen Weg. -Als er in den Saal gesprungen war, 
rief er Hagen, seinem Bruder, zu: „Euch und Gott im Himmel klage 
ich meine Not; alle meine Ritter und Knechte liegen erschlagen!" Da 
fuhr Hagen grimmig in die Höhe, riß sein Schwert von der Seite und 
schlug dem jungen Ortlieb, Kriemhildens Sohn, mit einem Hiebe den 
Kopf ab, daß dieser der Mutter in den Schoß fiel. Dann wütete er 
mit Volker unter den andern Hunnen. Und nun begann ein Morden 
und Wehklagen durch den ganzen Saal. Mit Mühe rettete Dietrich 
von Bern den König und die Königin ins Freie. Als der Kampf 
drinnen ruhte, war auch nicht einer von den Hunnen mehr am Leben. 
Darauf warfen die Burgunden alle Leichen aus dem Hause und 
rüsteten sich zu neuem Streite, denn sie wußten wohl, daß Kriemhild 
nicht eher ruhen würde, als bis sie den Tod ihrer Ritter gerächt hätte. 
Diese gelobte auch, demjenigen Etzels großen Schild mit rotem Golde zu 
füllen, der ihr den Hagen erschlüge. Aber keiner rührte sich. Da schalt 
Volker sie alle verzagte Helden, da sie dem König Etzel nicht größere 
Treue bewiesen. Nun erklärte sich der Markgraf Jring von Dänemark 
bereit, den Kampf mit dem grimmen Hagen aufzunehmen. Sich mit 
dem Schilde deckend, den Speer hoch emporhaltend, raunte er gegen 
den Feind an. So mächtig warfen sie die Speere auf die Schilde, daß 
diese zerbrachen und die Staugen hoch in die Lüste flogen, daun griffen 
sie zu den Schwertern. Wohl war Hagen stark, doch so kraftvoll schlug 
Jring auf ihn ein, daß das ganze Haus, Saal und Türen von den 
Schlägen erdröhnten. Aber er konnte ihn nicht verwunden. Da ließ 
er ihn stehen und raunte den Fiedelspieler an; aber der wehrte sich 
mit dem Schilde und seinen mächtigen Hieben. Nun ließ Jring auch 
von diesem ab und stürmte endlich auf Giselher ein. Der aber er¬ 
grimmte und hieb ihn mit gewaltigem Schwertschlag zu Boden. Doch 
Jring war nicht tot; schnell sprang er auf, schlug Hagen eine klaffende 
Wunde und floh dann zu den Seinigen zurück, um frische Waffen zu 
holen. Jetzt aber rannte Hagen gegen ihn und stieß in hartem Kampfe 
ihm eine Lanze tief in das Haupt. Jring fiel. Um seinen Tod zu 
rächen, stürmten tausend Dänen und Thüringer in den Saal, aber 
keinen von ihnen sah man aus demselben zurückkommen. Drinnen 
herrschte die Stille des Todes, nur das Nieseln des Blutes hörte man.
	        
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