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es ihnen wehmütig, denn sie gedachten der Kuh, die ihnen
gestorben war. Als es nun aber leise an die Thür klopfte, da
erschraken sie, und nachdem sie die Thür geöffnet, trat ein
Mann hinzu und sagte: „Sehet, ein guter Freund sendet euch
diess Kub und die Säcke nebst seinem freundlichen Grub.“
Da erstaunten sie noch mehr, und ehe sie fragen und danken
konnten, waren die Männer schon von dannen gegangen. Die
Kuh aber stand an einen Baum gebunden und war schwarz
und weiß gefleckt und viel schöner als die gestorbene. Da
führten die Kinder sie jauchzend in den Stall und trugen mit
Mühe das Korn in die Hütte; die Mutter aber weinte heimlich.
Des andern Tages kam der Geber, ein Meier, selbst zu der
WVitwe und sagte: „Ihr habet gestern in der Kirche Gott eure
Thränen dargebracht, dafür hat er euch getröstet. Ieh war ihm
schon lange ein Opfer meines Dankes schuldig, denn er hat
mich reichlich gesegnet. So seid so gut und nehmt es ohne
Dank als eine Schuld, die ieh gern abtrage. Ich danke Gott.
dab er in der Kirche mein Herz- erweckt bat, euch zu helfen.“
— So sprach der Meier, und nun schieden sie fröblich von-
einander. Vrledrien Adolł Xrummacher.
Es zieht ein stiller Engel
durch dieses Erdenland;
zum Trost für Erdenmängel
hat ihn der Herr gesandt;
in seinem Blick ist Frieden
und milde sanfte Huld;
o folg ihm stets hienieden,
dem Engel der Geduld!
Er führt dich immer treulich
durch alles Erdenleid
und redet so erfreulich
von einer schönern Zeit;
denn willst du ganz verzagen,
hat er doch guten Mut;
er hilft das Kreuz dir tragen
und macht noch alles gut.
Er macht zu linder Wehmut
den herbsten Seelenschmerz
und taucht in stille Demut
das ungestüme Herz;
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Geduld.
er macht die finstre Stunde
allmählich wieder hell;
er heilet jede Wunde
gewiß, wenn auch nicht schnell.
Er zürnt nicht deinen Thränen,
wenn er dich trösten will;
er tadelt nicht dein Sehnen,
nur macht er's fromm und still;
und wenn in Sturmestoben
du murrend fragst: warum?
so deutet er nach oben
mild lächelnd, aber stumm.
Er hat für jede Frage
nicht Antwort gleich bereit;
sein Wahlspruch heißt: „Ertrage,
die Ruhstatt ist nicht weit!“
So geht er dir zur Seite
und redet gar nicht viel
und denkt nur in die Weite,
ans schöne, große Ziel.
Philipp Spitta.
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